■ Linsensoufflé
: Eine Menge Probleme und verdammt wenig Luft

Comicverfilmungen sind nach wie vor schwer angesagt. Rachel Talalay hat gerade das „Tank Girl“, die Kultfigur aller Girlies und selbsternannten Schlampen, auf die Leinwand gepeppt (Start hier: 11. 5.) und für „Judge Dredd“ haben sie leider Sly Stallone genommen, obwohl für diesen Comichelden Arnie Schwarzenegger sicher der passendere gewesen wäre – aber wer merkt schon den Unterschied? Als nächstes soll Opa Rocky dann in dem Thriller „Dead Reckoning“ einen Bullen spielen, der einen Senator umgebracht haben soll. Produzent Arnold Kopelson hatte sich 1992 für eine Million Dollar die Rechte an der Geschichte gesichert. Seitdem hat sich einiges getan. Das Drehbuch war eigentlich für eine weibliche Heldin geschrieben, Jodie Foster sollte sie spielen. Doch kurz nach dem überraschenden Erfolg von „Alarmstufe: Rot“ fand Schmalzschwänzchen Steven Segal Gefallen an der Geschichte. Kein Problem! Das Geschlecht der Hauptfigur wurde geändert und ein paar Prügelszenen dazu geschrieben. Dann sprang der Schläger wieder ab. Dann gab es noch zwei Geschlechtsumwandlungen, und jetzt hat der italienische Hengst den Job. Wahrscheinlich Glück für Jodie Foster. Nun kann sie sich ganz auf ihren dritten Oscar konzentrieren, den sie sehr wahrscheinlich für „Nell“ bekommen wird. Sie spielt darin ein Frau, die in der Wildnis aufgewachsen ist und von einem Arzt, gegeben von Liam Neeson, gaaanz langsam an die Zivilisation gewöhnt wird. Schöne Rolle. Obwohl Frauen natürlich auch in Actionfilme gehören. Jamie Lee Curtis sollte aber aufpassen. Nachdem sie in „True Lies“ verheizt wurde, möchte sie jetzt Regisseur Kevin Hooks („Passagier 57“) als Hauptdarstellerin in „Inflammable“. Die Curtis würde darin eine Navy-Offizierin spielen, die eine Vergewaltigung auf einem Schiff aufklären soll, natürlich läuft sie Gefahr, das nächste Opfer zu werden. Wenn Kriegsspielzeug beteiligt ist, sind Frauen aber nach wie vor bloß Zierwerk. In Tony Scotts („Top Gun“) neuer Albernheit „Crimson Tide“ ist unter den Hauptfiguren keine einzige Frau zu finden. Gene Hackman und Denzel Washington spielen in dem U-Boot- Film die Obermacker: Ein mit Atomwaffen voll ausgerüstetes US-U-Boot ist in Richtung Rußland unterwegs, um einen Militärputsch zu verhindern, Weltpolizei und so. Die Männer im Boot bekommen dann auch ihren geliebten Feuerbefehl. Einer entpuppt sich aber als Spielverderber, hat Bedenken wegen dieser winzigen Atombömbchen, meint Menschenleben seien mehr wert als Befehle. 20.000 Meilen unter dem Meer kommt es zur Meuterei auf der Nautilus, äh „U.S.S. Alabama“. Naja, und dann passiert das, was immer in U-Boot-Filmen passiert: Es gibt eine Menge Probleme und verdammt wenig Luft. Apropos Tauchen: Wieder aufgetaucht ist der älteste bekannte Film von Meisterregisseur Ernst Lubitsch und zwar in einem Keller in Ljubljana. Der Film heißt „Als ich tot war“ und stammt aus dem Jahre 1916. Er soll jetzt restauriert werden und im nächsten Jahr auf dem Stummfilmfest von Pordenone gezeigt werden. Gut so! Alte Silberstreife am Horizont sind besser als gar keine. Karl Wegmann