Unterm Strich

Der britische Spectator tut sich durch schon etwas angegangene Strukturanalysen der Machtverhältnisse Hollywoods hervor: In einem Artikel mit dem Titel „Kings of the Deal“ deckt die Zeitschrift auf, daß in der Tat eine „jüdische Verschwörung“ Hollywood beherrsche. Das Interessante an dieser nicht ganz neuen Idee ist ihre Präsentation in den Termini der Gatt-Verhandlungen. „Die Juden haben eine protektionistische Kultur (in Hollywood) eingeführt, die die Beschäftigung von Nichtjuden praktisch verbietet.“ Die Ausgeschlossenen sind, so sieht es, wenig überraschend, der Spectator die Engländer, die Wasps im Allgemeinen, die Schwarzen sowie „die anderen“. Die Juden Hollywoods seien „in Clans organisiert, vulgär, geschwätzig“. Der Autor des Artikels, ein gewisser William Cash, ist der ehemalige Korrespondent der Times in Hollywood und derzeit der Mann des Daily Telegraph auf diesem Posten. Auf den Artikel bekam Cash einen Leserbrief von Leuten, die wissen, daß Hollywood, von jüdischen Immigranten aus Osteuropa gegründet, heute hauptsächlich von Japanern, Australiern und internationalen Banken betrieben wird. Der Brief war unterzeichnet von Kevin Costner, Tom Cruise, Kirk Douglas, Sidney Portier, Charlton Heston, aber auch von Steven Spielberg und Barbra Streisand, so daß nicht der Eindruck entsteht, nur Nichtjuden hätten das Recht, gegen so prominent plazierten Antisemitismus aufzutreten.

Der fast überall geschätzte Schlußpunkt zu Krzysztof Kieslowskis Trilogie „Drei Farben: Rot“ ist auf dem Weg zu einer Nominierung für die prestige-trächtigen amerikanischen Academy Awards im Gestrüpp der höchst altertümlichen Zulassungsbestimmungen hängengeblieben: Zu viele der Mitarbeiter an dem als Schweizer Produktion gebuchten Film seien nicht aus der Schweiz – was ganz offensichtlich ein Witz für die meisten interessanten europäischen Produktionen ist, bei denen der Trend ja immer mehr zur internationalen Koproduktion geht. Furchtbar enttäuscht ließ sich die Hauptdarstellerin Irene Jacob vernehmen: „Es ist eine Sache, mit anderen Filmen zu konkurrieren und dann eben nicht zu gewinnen; aber die Chance gar nicht erst zu haben, ist vor allem für die Schweizer Produzenten hart, die selten eine solche Gelegenheit haben.“

Jacob ihrerseits hat übrigens unlängst die

Dreharbeiten mit Willem Dafoe für den Film „Victory“ abgeschlossen und arbeitet nun mit Wim Wenders und Michelangelo Antonioni an „Fünf Geschichten“. So, nun wissen Sie's. Nun ist's heraus.

Der chinesische Schriftsteller Bei Dao ist nach Angaben des Internationalen Schriftstellerparlaments am 24. November in China festgenommen und abgeschoben worden. Der Dissident, der nach fünf Jahren Exil seine Familie besuchen wollte, sei über Auslandsaktivitäten der ,Vereinigung für Menschenrechte' ausgefragt worden. Als er sich geweigert habe, die Namen der Mitglieder ihres Präsidiums zu nennen, sei er ausgewiesen worden. Nach Wole Soyinka ist dies nun das zweite Mal, daß ein Mitglied des Schriftstellerparlaments in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt worden ist.

Unter dem Titel Vivement Truffaut! ist vom 2. Dezember bis 13. Januar in Augsburg eine komplette Werkschau des Regisseurs zu sehen. Truffaut starb vor zehn Jahren – Anlaß, auch für München, Berlin, Hamburg, Frankfurt und andere Städte, Werkreihen zu zeigen und Veranstaltungen zu organisieren. Was die Augsburger Reihe angeht: Alle Filme bis auf zwei sind in der französischen Originalfassung zu sehen. Madeleine Morgenstern, die Witwe Truffauts, wird zu Gast sein, und der Filmpublizist Robert Fischer hat die Sache in bekanntermaßen guten Händen.

Der amerikanische Jazz-Schlagzeuger Al Levitt ist am Montag abend in Paris im Alter von 62 Jahren an einem Gehirnschlag gestorben. Dies teilte seine Familie am Dienstag mit. Levitt spielte in den fünfziger Jahren mit Charlie Mingus und Stan Getz (!). Irgendwann zog es ihn dann wieder in die Vereinigten Staaten, wo er mit Lionel Hampton und Jackie MacLean spielte.

Der ägyptische Staatspräsident Husni Mubarak hat den Bau einer Autobahn quer durch das Gebiet der Pyramiden von Giseh vorläufig gestoppt. Verschreckt worden war Mubarak von den Vereinten Nationen, die es nicht gut fanden, so an den Pyramiden vorbeizurattern. Die Uno hatte in der ihr eigenen entschiedenen Art und Weise verkündet, wenn das Ding nicht gestoppt werde, würde man die wichtigsten Pharaonen, die Herrschaften Cheops, Chephren und Mykerinos von der Liste der Weltkulturgüter streichen, was denen sicher schlecht reingelaufen wäre.