Winziger Schritt ins gute Watt

■ Anrainer-Staaten machen Wattenmeer zum „Kooperationsgebiet“

Den langen Arm des Bundeswirtschaftsmimisteriums ins norddeutsche Wattenmeer hatte sich der Vertreter der Umweltschutzgruppe WWF, Hans-Joachim Augst, ein wenig dezenter vorgestellt. Von der direkten Einflußnahme des Bonner Wirtschaftsbeamten auf den Vertreter des deutschen Umweltmimisteriums bei der 7.Trilateralen Konferenz zum Schutz des Wattenmeers im niederländischen Leeuwarden war der Umweltschützer leicht schockiert: „Der Mann vom Wirtschaftsmimisterium stand bei der Konferenz immer hinter dem Umweltbeamten und hat ihm von Zeit zu Zeit Zettel nach vorn gereicht, wo draufstand, was der zu sagen hatte.“

Viel war das offenbar nicht. Denn das Resultat der Konferenz, vor allem von der deutschen Delegation als Erfolg gefeiert, ist aus Umweltschutzsicht nur ein „winziger Fortschritt“, wie Augst meint. Beschlossen haben die drei Staaten mit Watt vor ihrer Küste – die Niederlande, Deutschland und Dänemark – nur, das gesamte Wattenmeer als „Kooperationsgebiet“ auszuweisen. Das heißt erstmal gar nichts. Und schon gar nicht bedeutet diese Namensgebung etwa, daß damit das Gebiet insgesamt unter Naturschutz steht. Fischfang, Rohstoffgewinnung und Schiffahrt bleiben uneningeschränkt erhalten, das ließ die deutsche Delegation extra ins Protokoll schreiben. Das „Kooperationsgebiet“ umfaßt das Wattenmeer, die Inseln und Flußmündungen und eine „Pufferzone“ von 5,5 Kilometern auf der Seeseite der Watteninseln.

Was genau da kooperiert werden soll, ist bewußt unklar gelassen. Eine inhaltliche Festschreibung, ein „Management-Plan“, hätte nach Ansicht des WWF bereits seit 1991 erarbeitet werden sollen – aber bisher ist nichts geschehen. So bleibt nur die Hoffnung auf die Nordsee-Konferenz in einem halben Jahr oder die nächste Trilaterale Konferenz in drei Jahren, um die Worthülse „Kooperationsgebioet“ mit Leben zu füllen. Aus Sicht des Wattenmeerschutzes, meinte Augst, hieße das, die Naturschutzzonen auszuweiten, zu ökologischem Tourismus und schonender Fischerei zu kommen und die Bohrerei nach Gas im Wattenmeer zu verbieten. Außerdem sollten die Staaten sich verpflichten, die Belastung der Nordsee mit Stickstoff zu vermindern. „Allein Deutschland ist für die Hälfte der Stickstoff-einträge in die Nordsee verantwortlich“, meinte der Umweltschützer.

Die deutsche Delegation hatte auf der Konferenz den Bremser gespielt: Die Mündungen von Ems, Weser, Jade und Elbe sollten nicht in das Kooperationsgebiet aufgenommen werden. Die Wirtschaft fürchtet, daß irgendwann die „Kooperation“ bedeuten könnte, daß auch in diesen Zonen mehr als bisher auf den Naturschutz geachtet werden könnte. Gerade dies ist nun aber auch die Hoffnung für den Umweltschutz.

Deshalb ist die Entscheidung für den WWF ein winziger Schritt – aber immerhin in die richtige Richtung. bpo