„Nicht mehr das richtige Angebot“

■ Hamburger Kinderkurheim bei Lüneburg soll aufgelöst werden

Das von der Rudolf-Ballin-Stiftung betriebene Kurheim „Linden-Au“ bei Lüneburg für seelisch gestörte Kinder wird voraussichtlich zum nächsten Herbst aufgelöst. Damit vernichte Hamburg 300 Betreuungsplätze, ohne einen geeigneten Ersatz zu haben, kritisierte der Angestellten-Sekretär der GEW, Andreas Hamm. „Ohne vorher mit den Beschäftigten oder dem Betriebsrat über konzeptionelle Änderungen überhaupt zu reden“, habe das Hamburger Amt für Jugend lapidar mitgeteilt, daß vom September 1995 an keine Kinder mehr zugewiesen werden, teilte der „Linden-Au“-Betriebsrat mit.

Die Kuraufenthalte hätten unter anderem die Funktion, eine endgültige Heimeinweisung zu verhindern und Kinder soweit zu stabilisieren, daß sie in ihrer gewohnten Umgebung weiterleben können. Das Amt für Jugend wolle dieses Konzept durch ambulante Betreuung ersetzen. Dabei sei völlig unklar, wie eine solche Betreuung erfolgen soll, und auch das Schicksal der 96 Beschäftigten des Kinderheims südöstlich von Hamburg sei ungeklärt. Hamms Fazit: „Wenn es um Sparquoten geht, dann handeln Behörden schlimmer als die oft kritisierten privaten Arbeitgeber.“

„Um Einsparungen geht es gar nicht“, kontert der zuständige Abteilungsleiter im Jugendamt, Jürgen Näther. Die Behörde habe eine Evaluationsstudie über das Kurheim in Auftrag gegeben, „aus dem wir das Resümee gezogen haben, daß ein Heim mit 100 Plätzen für seelisch behinderte Schulkinder nicht mehr das richtige Angebot ist“. Besser sei eine wohnortnahe, tageweise Unterbringung von Kindern aus belasteten Familien. Zudem sei „vorgeklärt“, daß es für die Kinder Alternativangebote gebe.

Über die Auflösung bestehe Einvernehmen mit dem Vorstand der Rudolf-Ballin-Stiftung, die in Hamburg drei weitere Tageserholungsstätten betreibt. Gespräche mit Belegschaft und Betriebsrat sollten jetzt erst beginnen. kaj