Popgekringel

■ Live im Schlachthof: „Alice Donut“, die Zuckerbäcker des alternativen US-Pop

Ein Donut, das ist ein dem hiesigen Schmalzgebäck nicht unähnlicher Teigkringel. Vor allem aber der fingerdicke, amerikanisch-buntschillernde Zuckerguß machte ihn in der Vereingten Staaten so beliebt. Das clevere Erfolgsrezept, schwer Verdauliches zuckersüß unter die Leute zu bringen, hat sich seit Jahren eine New Yorker Band zu eigen gemacht: Alice Donut. Vor acht Jahre begannen die fünf Musiker in der Hauptstadt aller Verrückten, Rock, Folk und ohrenbetäubenden Lärm zusammenzutragen. Einer der ihren, ein spargeliger Verlierertyp namens Tom Antona entdeckte dabei seine nach eigenen Angaben einzigen Talente: verdammt gut zu singen und dabei eigenartige Geschichte vom Alltags-Wahn zu erzählen. Das Rezept stimmte – sechs Alben und eine Live-Platte später gehören die Donuts zu den interessantesten Bands der Alternativ-Kultur.

Nach wie vor verquicken sie Fragmente der etablierten Musickultur mit ihrem ureigenen, schrägen Charme. Im Grunde sind die fünf, wie der obengenannte Teigkloß, schwer verdaulich. Davor, als verrückte Künstlerband zu enden, rettet sie aber das untrügliche Gespür dafür, vor allem im Widerlichen Unmengen an Schönheit zu entdecken. Als Ganzheit ergeben die verqueren Elemente, die quietschenden Gitarren und der theatralische Gesang, dann eine Eleganz jenseits von Werbungsschönheit .

Reihenweise zieren Freaks, Kleinwuchsige und Transvestiten die trotzdem oder gerade deshalb prächtigen Albencover, reihenweise laden die aus dem Verschrobenen kommenden, etwas anderen Pophits zum Mitsummen ein. Vor allem live sind die Donuts ein Erlebnis voller Spielfreude, improvisieren und greifen gern mal zur Posaune. Nicht schön im klassischen Sinne, aber faszinierend. L.R. 3.12., 20 Uhr, Schlachthof