■ Antiquariate
: Fürs Buch auf Brot verzichtet

Werner Greve, 42 Jahre, Antiquar

Als Buchhändler darf man selbst kein zu leidenschaftlicher Sammler sein. Man muß sich auch von schönen Stücken wieder trennen können. Mein Verhältnis zu Büchern hat sich geändert, seitdem ich hier arbeite: sie sind ein bißchen mehr zur Ware geworden. Meine eigenen Bücher habe ich alle verschenkt, ihr Besitz reizt mich nicht mehr. Es ist mir wichtiger, sie gelesen zu haben.

Annemarie Krampe, 70 Jahre, Rentnerin

Ich kaufe Bücher nur im Antiquariat, weil ich hier vorher schon hineinlesen kann. Das spart manch unangenehme Überraschung und viel Geld. Aber auch die Antiquariate werden immer teurer. Nach dem Krieg war das noch anders: Weil auch die Buchhändler Hunger hatten, konnte man manches Schnäppchen machen. Ich habe einmal auf Brot verzichtet, um einen Gedichtband zu erstehen.

Hannes Schellborn, 59 Jahre, Rentner

Ich kaufe gerade einen „Krimi zum Schlafengehen“. Den lese ich Abends im Bett, habe ihn morgens vergessen. Meine wahre Leidenschaft sind jedoch Science-fiction- Bücher. Ich sammle vor allem die alten Ausgaben aus meiner Jugend, von Hans Dominik und Jules Vernes. In Frankfurt habe ich meinen speziellen Händler sitzen, der mir die besorgt. Bald habe ich sämtliche Bände beisammen.

Antje Freiesleben, 29 Jahre, Architektin

Ich suche in Antiquariaten nach spezieller Fachliteratur für Architektur. Oft findet man Bücher oder Zeitschriften, die es sonst nur noch in Bibliotheken gibt. Meistens sind es dann aber Zufallsfunde, wenn gerade eine neue Lieferung gekommen ist. Sobald ich zielstrebig etwas suche, verläßt mich das Glück. Die Buchreihe „Berlin und seine Bauten“ hätte ich gern, aber die ist unbezahlbar.

Monika und Rolf Ihring, 46 u. 44 Jahre, Antiquare

Manchmal ist es ein risikoreiches Geschäft. Bei Bibliotheksauflösungen muß man sich oft schnell entscheiden, ohne daß man sich jedes Buch angeschaut hat. Um auch Bücher, die man nie gelesen hat, ungefähr einschätzen zu können, braucht man eine gute Allgemeinbildung. Selbst bei Büchern über Seefahrt und Eisenbahnwesen kann uns so leicht kein Kunde was vormachen.

Hans „Onkel Paul“ Schüler, 64 Jahre, Rentner

Bücher sind meine ganz große Leidenschaft. In meiner Ein-Zimmer- Wohnung habe ich 3.000 Bücher stehen. Meine Haushaltshilfe schimpft immer, wenn ich noch mehr mitbringe. Ich sammle Werke jüdischer Autoren und Sachbücher über jüdische Kultur. Leider fehlt mir es oft am Geld. Eine Entschädigung als jüdisches Opfer der Gestapo wird mir vom Staat noch immer verweigert.

Umfrage: Noäl Rademacher

Fotos: Jan-Erik Ouwerkerk