Bum, bum! Abspann.

■ Die tägliche Spülung (Serie): Um 16.05 Uhr startet das ZDF die deutsch-kanadische Daily-Soap "Macht der Leidenschaft"

Er ist schon ein harter Brocken, dieser Jürgen Haller. Ein Machtmensch, ein Despot. Aber einer mit Gefühl, mit Leidenschaft – und mit einer dunklen Vergangenheit. Mit solchen Helden, besonders wenn sie große Familien haben, läßt es sich vortrefflich Geschichten erzählen. Denn so einer, der läßt das Spinnrad der Intrigen doch nie austrudeln! Dem traut man doch alles zu! Alles Gute. Alles Böse. Alles Operntaugliche eben.

Deutlich nach den sattsam bekannten US-Schnittmustern „Dallas“, „Dynasty“ oder „Falcon Crest“ ist die neue Daily-Soap des ZDF, „Macht der Leidenschaft“, gestrickt: Jürgen Haller, deutscher Automulti mit finanzieller Fortüne, hat mehr Feinde als Freunde. Seinen amerikanischen Kompagnon, den Rennwagenkonstrukteur Sebastian Langer, nimmt er schon seit Jahrzehnten aus, wo er kann. Aber auch die eigene Familie mit Wohnsitz in Hamburg muß spuren; besonders Tochter Lisa, die Haller gleich in Folge 1 aus dem Chefsessel der Firma komplementiert. Aber auch die vielen Enkelkinder sollen gefälligst tun, was Opa Jürgen ihnen befiehlt. Wen wundert es da, daß Auto-Tycoon Haller schon im Opening der Endlosserie Opfer eines Mordanschlags wird? Bum, bum! Abspann. Fortsetzung folgt.

Mit klassischen Cliffhangern und gehörig vielen bösen Buben hangelt sich die Seifenoper von Folge zu Folge. Die deutsch-kanadische Koproduktion wurde, offenbar mit Blick auf den US-TV- Markt, so amerikanisch ausgestattet, wie es eben ging – selbst der deutsche Haller-Darsteller Dietmar Schönherr (der übrigens schon in Folge 16 stirbt) mußte seinen Text nachträglich synchronisieren. Und wenn er jetzt also mit Sohn Matthias lippensynchron über die Zukunft der Haller- Werke debattiert, fühlt man sich tatsächlich in das Denver der Achtziger versetzt, als uns Sohnemann Gordon Thompson im „Denver-Clan“ als Adam Carringthon so viel Freude bereitete.

Für das Daily-Soap-Debüt des ZDF ist der Mainzer Sender weit hinter seinem eigenen „Schwarzwaldklinik“-Format zurückgeblieben. Vielleicht zu weit. So billig wie die Privaten sollte einem das öffentlich-rechtliche Fernsehen wirklich nicht (davon)kommen. Da helfen weder die theatralischen inneren Monologe noch die düsteren Rückschauen in das Deutschland vor 1945: die „Macht der Leidenschaft“ ist wohl vor allem der geschmacklichen Ohnmacht der Mainzer Programmplaner zu verdanken. Klaudia Brunst