Hörfunk und Fernsehen setzen auf Digitalisierung

■ Die Deutsche Welle geht voran / Demnächst wird mit neuer Technik übertragen

Gerade bei seinen aktuellsten Programmen, den Nachrichtensendungen, ist das deutsche Fernsehen antiquiert. Das zeigte sich, wieder einmal, auf einer gemeinsamen Informationsveranstaltung der Deutschen Welle und der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) in Sankt Augustin bei Bonn.

Dabei trifft der Vorwurf nicht etwa den Inhalt der Sendungen, sondern die bei den Studio-Aufnahmen eingesetzte überholte Technik. „Heute“, so meint denn auch Josef Schäfer von der GMD, die sich als deutsche Großforschungseinrichtung hauptsächlich mit Informationstechnologien befaßt, „sitzen die Fernsehsprecher immer noch vor Studiowänden, die nach wie vor nach Altväter-Sitte zusammengebaut sind.“

Aber das müßte beim gegenwärtigen Stand der Technik keineswegs mehr so sein. So könnten die Kulissen komplett wegfallen. Denn jeder gewünschte Hintergrund kann in Echtzeit aus dem Computer geholt werden. Das Computerbild, also die sogenannte virtuelle Kulisse, wird einfach elektronisch hinter den Nachrichtensprecher gesetzt. Damit nicht genug. Es ist auch möglich, daß der Sprecher selbst sich in diese virtuelle Realität hineinbegibt, wie das jetzt in Sankt Augustin vorgeführt wurde. Zusätzlich könnte man schließlich noch einen Gesprächspartner aus einem Tausende von Kilometern entfernten Studio mit dem Fernsehsprecher in diese Kulisse projizieren. Der Zuschauer würde den Eindruck gewinnen, beide Personen wären tatsächlich in demselben Raum.

Dieter Weirich, der Intendant der Deutschen Welle, die seit 1992 täglich 14 Stunden in drei Sprachen weltweit sendet, betonte, daß seine Anstalt an modernster Technik interessiert sei. Er berichtete, daß seine Sendeanstalt seit drei Monaten im Internet präsent sei. Dort könne man sich das gesamte Programm-Angebot auf den heimischen Computer-Monitor holen. Ihm komme es darauf an, meinte Weirich, „über einen deutschen Zubringer“, einen angemessenen Beitrag auf die „internationale Weltinformations-Autobahn zu bringen“. Dazu werde modernste Technik eingesetzt. So soll der Sendebetrieb beim Hörfunk der Deutschen Welle in den nächsten Jahren voll digitalisiert werden. Auch für den asiatischen Bereich sollen ab der zweiten Hälfte des nächsten Jahres über den noch zu startenden Satelliten „Asiasat“ die Hörfunk- und Fernsehprogramme erstmals digitalisiert ausgestrahlt werden. Dabei werde man anfänglich in erster Linie eher Institutionen und Organisationen als einzelne Hörer zu Kunden haben, darunter auch Rundfunkstationen, die Programme der Deutschen Welle zur Wiederausstrahlung übernehmen. Der Individual- Empfang jedoch würde sich in größerem Maße erst dann durchsetzen, wenn in Zukunft vermehrt digitale Empfänger gekauft werden. Anatol Johansen