„Etwas fett geworden“

■ Der neue Eimsbütteler SPD-Chef Heinz Uthmann geht mit Bürgermeister, Senat und Partei hart ins Gericht

taz: Hat der Bürgermeister Ihnen schon zur Wahl gratuliert?

Uthmann: Nein, warum sollte er. Die Wahl eines Kreisvorsitzenden ist doch ein Routinegeschäft.

Ihre Antrittsrede würden wir nicht als Routine bezeichnen. Massive Angriffe auf den Senat und – ohne Namensnennung – den Bürgermeister. Wollen Sie Voscherau auswechseln?

Weder die Rede noch der Reformbeschluß richten sich gegen Voscherau. Es geht nicht um Personen, sondern um die Struktur.

Sie werfen dem Bürgermeister immerhin parteischädigendes Verhalten vor.

Im konkreten Einzelfall – Transrapid – ja. Da hat Voscherau sich sachlich falsch verhalten.

Nicht nur beim Transrapid scheint die SPD Eimsbüttel meilenweit von der Senatspolitik entfernt zu sein. Sie wollen – ganz im Gegensatz zu Voscherau – die Bezirksamtsleiter von der Bezirksversammlung wählen lassen, die vierte Elbtunnelröhre halten Sie für überflüssig.

Das ist auch die Meinung aller Fachleute. Die vierte Röhre ist Verschwendung, weil sie die Verkehrsprobleme nicht löst.

In der Verkehrspolitik scheint Voscherau nach Ihrer Ansicht ständig aufs falsche Pferd zu setzen.

Das ist wohl eher ein Problem des Verkehrssenators. Wie heißt er gleich ...

Herrn Wagner mögen Sie auch nicht?

Seine Verkehrspolitik ist durch administrative Blockaden gekennzeichnet. Braucht man doch bloß um die Ecke zu schauen. Die Sperrung des Grindelhofs – seit fünf Jahren ein Thema, seit fünf Jahren tut sich nichts. Die Genossen vor Ort sind verärgert.

Ihre Attacken richten sich nicht nur gegen den Senat. Auch der Zustand der SPD wird in dem Eimsbütteler Beschluß nicht gerade schmeichelhaft umschrieben: diskussionsunfähig, kaum Kontakt zur Basis.

Richtig.

Wie ändert man das?

Wir müssen ehrlicher miteinander diskutieren. Wir müssen zu bestimmten Dingen sagen, das wollen wir, oder das wollen wir nicht. Und dann müssen wir auch bereit sein, die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Man kann nicht auf einem verkehrspolitischen Parteitag die richtigen Beschlüsse fassen und sie dann zwei Jahre in der Schublade verschwinden lassen.

Schon wieder Wagner.

Auch das ist keine Frage der Person, sondern das strukturelle Problem einer in langen Jahren etwas fett gewordenen Regierungspartei.

Sie plädieren dafür, daß sich die Hamburger SPD in der Opposition regeneriert?

Wenn ich mir die anderen Parteien ansehe, gibt es keine Alternative zu einer möglichst langen Regierungszeit der SPD.

Wenn man Ihre Antrittsrede liest, könnte man zu einer anderen Auffassung kommen. Sie sprechen von persönlichen Abhängigkeiten, Seilschaften und Cliquen.

Die gibt es überall, in jeder Stadt.

Und besonders in Hamburg?

Es gibt eine bestimmte Neigung – zum Beispiel bei der Zusammensetzung des Senats – Menschen zu bevorzugen, die in der Partei keine Hausmacht haben und von der persönlichen Beziehung zum Bürgermeister leben.

Vorsicht! Für eine ähnliche Behauptung hat sich die taz vorige Woche eine Gegendarstellung des Bürgermeisters eingefangen!

Der Vorwurf der Günstlingswirtschaft, der in der taz erhoben wurde, ist sicher unsinnig. Aber es gibt eine Neigung, Leute zu Senatoren zu machen, die in der Partei kein Standbein haben und deshalb in Abhängigkeit amtieren.

Was meinen Sie, wie lange werden Sie Kreisvorsitzender in Eimsbüttel bleiben?

Solange ich gewählt bin. Bis Ende nächsten Jahres und danach werde ich für eine Wiederwahl kandidieren.

Interview: Uli Exner