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: Schwarzer Peter

Intendanten und Landesregierungen schieben sich weiter den Schwarzen Peter zu, wenn es darum geht, der ARD mit ihren bislang elf Anstalten eine neue Struktur zu geben. Erster Akt: MDR-Chef Udo Reiter verletzt in einem Focus-Interview als erste Krähe das Tabu, den anderen kein Auge auszuhacken, und fordert eine Zusammenlegung auf nur noch sechs Anstalten. Zweiter Akt: einhellige Entrüstung der übrigen Intendanten auf ihrer gemeinsamen Tagung, Tenor: Darüber entscheiden nicht wir, sondern die Landesparlamente. Sprich: In Bremen und dem Saarland wird die SPD schon nicht für die Auflösung der Landessender stimmen. Dritter Akt: Auf die Idee des SWF-Intendanten Peter Voß von einer südwestdeutschen Groß- Rundfunkanstalt (aus SWF und SDR), bescheiden „Vision Südwest 2000“ genannt, reagiert SDR- Intendant Hermann Fünfgeld mit dem Hinweis, das entspreche nicht der Interessenlage im Lande Baden-Württemberg mit seinen mehr als zehn Millionen Einwohnern. Vierter Akt: Voß antwortet. Er habe ja keinen konkreten Fusionsvorschlag gemacht und wollte nur zu einem Landessender, der die Auflösung des SWF voraussetze, deutlich nein sagen. „Nicht zerschlagen, sondern intelligent zusammenführen.“ Fünfter Akt. Der für Medienpolitik zuständige Stuttgarter Minister Erwin Vetter (CDU) läßt verlauten, bei einer Strukturreform sei „die ARD zunächst selbst gefragt, mit zukunftsweisenden Vorschlägen in die Öffentlichkeit zu gehen“. Wir warten gespannt auf den nächsten zukunftsweisenden Vorschlag und auf sein Schicksal.MR