Gewoba will Autobahn planen

■ 26 Millionen Überschuß in 1994 erwartet

Selbst eine zweiprozentige Zinssteigerung konnte der Gewoba, Bremens größter Wohnungsbaugesellschaft, in diesem Jahr nichts anhaben: „Uns geht es gut“, sagte Werner Teetz, der Geschäftsführer, gestern anläßlich einer Zwischenbilanzierung. Darin weist das Unternehmen einen Jahresüberschuß von rund 26 Millionen aus.

Allen Unkenrufen im gemeinnützigen Wohnungsbau zum Trotz seien alle Gewoba-Wohnungen in Bremen vermietet, hieß es. Noch – denn in Bremerhaven stehen dank freigewordener Kasernen Wohnungen bereits zeitweise leer. In Bremen dagegen drängeln sich 7.000 Interessierte auf den Wartelisten für ein Gewoba-Dach über dem Kopf. 1.500 von ihnen haben allerdings kaum eine Chance, mit ihren Wünschen berücksichtigt zu werden: Sie warten auf große Wohnungen mit mehr als vier Zimmern. „Da gibt es zur Zeit kein Angebot“, sagte Werner Teetz.

Menschen mit mehr Geld oder wenigen Familienangehörigen haben es da schon leichter: Wer für einen drei-Personenhaushalt 1.000 Mark Kaltmiete aufbringen kann, „hat in Bremen eine Auswahl“. Außerdem wurden aus dem Bestand rund 450 Wohnungen an MieterInnen verkauft, „30 mehr als geplant“.

Spannender als die Vergangenheit dürfte die Gewoba-Zukunft werden: Abgesehen von neuen Schwerpunkten im Eigenheim-Bau, den die Gewoba zu Verkaufszwecken betreibt, will die Gesellschaft, die zu 75 Prozent in städtischer Hand ist, den Schwerpunkt „Baubetreuung“ ausweiten. Zusammen mit der stadteigenen Hanseatischen Industrie-Beteiligungs-Gesellschaft (Hibeg) plant der Wohnungsbau-Multi Neues im Straßenbau-Sektor: Soeben stimmte der Aufsichtsrat der Gewoba ihrer Beteiligung an einer Projektgesellschaft zu, die den Bau des Hemelinger Tunnels übernehmen soll. Der Ausbau der Autobahn 281 in privater Regie wäre ein möglicher nächster Schritt – und zugleich die Grenze der unternehmerischen Ausweitung. Das jedenfalls beteuert Geschäftsführer Werner Teetz.

Innovationen versprach auch der neue technische Leiter, Klaus Stadler, für den Renovierungsbereich: In der Hans-Böckler-Straße soll ein zweigeschossiges Wohnhaus per eigens konstruierter Glaswand wärmegedämmt werden. Das völlig neue Verfahren wird von der Herstellerfirma im Modellversuch mitfinanziert, denn statt der bisherigen 180 Mark pro Quadratmeter verschlingt die neue Dämmung gleich 800 Mark für dieselbe Fläche – dient bei Sonnenschein im Winter jedoch fast als Heizung: Durch die Sonnenstrahlen, die auf einen schwarzen Hintergrund einfallen, entstehen an der Hauswand Temperaturen bis zu 80 Grad. Ob die Konstruktion sich ästhetisch bewährt, wird das Experiment beweisen. Sicher ist jedoch: Im Sommer könnnen BewohnerInnen ihr Mütchen dank der transparenten Glasbau-Dämmung kühlen: Dafür sorgt eine eingebaute Luftschleuse. ede