„Parteiloser“ Gouverneur für Chiapas

■ Aufgeheizte Stimmung vor dem Tag X in Mexikos Süden

San Cristóbal (taz) – Drei Tage vor seinem geplanten Amtsantritt als Gouverneur von Chiapas verkündete Eduardo Robledo am Montag überraschend seinen Rücktritt – allerdings nicht vom Amt, sondern aus seiner Partei, der seit über sechzig Jahren regierenden PRI. Den Austritt, der kurioserweise auf seine Amtszeit von sechs Jahren befristet ist, begründete der Politiker mit dem Wunsch, „wirklich plural regieren zu können“.

Ob das aber reicht, um die aufgeheizten Gemüter in der Krisenregion zu beruhigen, darf bezweifelt werden. Neben einem landesweiten Sternmarsch auf die Landeshauptstadt Tuxtla Gutierrez haben Oppositionsgruppen für den Donnerstag außerdem zahlreiche Besetzungen angekündigt. Bei einem informellen Gespräch brachte der Noch-Gouverneur Javier López Moreno die Stimmung auf den Punkt: „Für Chiapas gilt jetzt Gerechtigkeit oder Krieg.“

Kurz zuvor hatte der Landesvater feierlich den ersten Abschnitt des neuen Flughafens eröffnet, nur wenige Kilometer außerhalb San Cristóbals. Daß die Piste in unmittelbarer Nähe eines der größten Militärstützpunkte der Region und drei Tage vor dem Amtswechsel eingeweiht wird, hält kaum jemand für Zufall. Überhaupt scheint sich militärisch einiges zu bewegen: Beobachter schätzen die Truppenstärke auf rund 50.000 Mann, die inzwischen nicht mehr nur in Chiapas, sondern auch in den angrenzenden Bundesstaaten Tabasco und Oacaxa zusammengezogen seien.

Unterdessen hat sich in Mexiko- Stadt der Oppositionskandidat Amado Avendaño mit dem Innenminister auf eine „Vereinbarung zur Vermeidung von Gewalt und Provokation“ geeinigt. Die Stimmung ist dadurch nicht entspannter geworden. Anne Huffschmid