Als lebe Mao noch

■ Personalräte der Museen klagen den Dialog mit dem Senat und die Besetzung freier Stellen ein

Schwere Vorwürfe erhoben gestern die Personalräte diverser Museen und staatlicher Einrichtungen gegen ihre kulturpolitische Führung. Im Überseemuseum veröffentlichte die Belegschaft eine Resolution, die die „andauernde Ausblutung“ des Museums anprangert und an die sich mit eigenem Forderungskatalog die Vertreter des Focke-Museums, des Staatsarchivs, der Stadtbibliothek und der VHS anschlossen.

Ignoranz, autoritären Führungsstil und Verweigerung eines produktiven Dialoges werfen die Museumsleute dem Kulturressort vor, besonders angelastet wird die Misere Staatsrat Schwandner und seinen Mitarbeitern. „Reinhard Hoffmann hat sich die Argumente wenigstens noch angehört.“ erinnert man sich an einen anderen Kommunikationsstil. Der immerhin erschienene Personalrat für Kultur, Michael Filzen-Salinas, konnte die Vorwürfe nicht entkräften. „Die Beschäfigten des Überseemuseums fühlen sich ausgebootet und in ihren Fähigkeiten nicht ernst genommen“, heißt es in der Resolution. Die Museums-Referentin im Ressort erfülle die Brückenfunktion zwischen Museum und Behörde nicht.

Diese Klage über Kommunikation und Umgangsformen, in die alle InteressensvertreterInnen einstimmten, wiegt umso schwerer, als die Arbeitsbedingungen wie auch Geldmittel und Stellenausstattung in den vergangenen Jahren eh schlechter geworden sind.

Im Falle des Überseemuseums seien zwölf Stellen, also fast ein Sechstel, im Jahre 93/94 verloren gegangen. Denn durch eine personalpolitische Verschleppungspolitik würden frei werdende Stellen nicht wieder besetzt. Nur eine einzige Neueinstellung hat es im Überseemuseum gegeben. Hartmut Roder, Personalrat beim Überseemuseum: „Wir haben im Jahr 200.000 Besucher, davon sind 50 Prozent Kinder und Jugendliche; das ist eine Situation, in der das Angebot für die Bremer Schüler mit nur einer einzigen Museumspädagogin nicht gewährleistet werden kann.“ Auch zur Sicherung des Bestands, kleinerer Reparaturen, die in dem Drei-Sparten-Museum ständig anfallen, bräuchte man einen Summe von 200.000 bis 250. 000 Mark - zur Verfügung stehen 50.000 Mark. Durch jahrelanges Knausern sei der Stand des Museums, das für die Bereiche Handel-, Natur- und Völkerkunde konzipiert wurde, zum Teil kurios: „Für chinesischen Studenten“, so berichtet Hartmut Roder, „sind wir hier ein unfreiwilliges historisches Relikt. Unsere Chinadokumentation ist auf dem Stand von 1978. Man hat den Eindruck, Mao lebe noch.“

Susanne Raubold