Rotationsprinzip für die UNO-Blauhelme in Bihać

■ Keine Entscheidung über Tornado-Einsatz

Sarajevo (AFP/AP/taz) – Die UNO kapituliert „vorübergehend“ vor den serbischen Truppen: Angesichts der andauernden Kämpfe in Bihać wollen die Schutztruppen ein Drittel ihrer 1.200 dort stationierten Soldaten abziehen, da ihre Versorgung äußerst schwierig sei. Dieser Abzug, so hieß es gestern aus Sarajevo, gelte jedoch nur vorübergehend. Es sei ein „Rotationssystem“ geplant, wonach die derzeit in Zagreb stationierten bangladeschischen Blauhelmsoldaten mit denen in Bihać ausgetauscht werden sollen. Angaben über den Zeitplan dieser Aktion wurden jedoch nicht gemacht. Die Washington Post berichtete dagegen, der Abzug diene als Probelauf für einen Rückzug weiterer UNO- Soldaten aus Bosnien.

Allerdings zeichnete sich gestern eine Verbesserung der Lage der Blauhelme ab. Krajina-Serben genehmigten die Durchfahrt eines Hilfskonvois mit 100 Tonnen Lebensmitteln für Bihać. Dieser soll heute von Zagreb aus starten. Seit dem Beginn der Kämpfe um die muslimische Enklave Mitte November gelangten insgesamt nur zwei Konvois in die umkämpfte Region.

Und auch die bosnischen Serben versuchten gestern, Entgegenkommen zu signalisieren. In einem offiziellen Kommuniqué ließ ihre Führung in Pale mitteilen, daß man bereit sei, den „Friedensplan“ der internationalen Kontaktgruppe nochmals zu überdenken. Es seien „neue Interpretationen“ durch den serbischen Präsidenten Milošević vorgebracht worden, die eine Überarbeitung der Landkarte und neue Verfassungsbestimmungen ermöglichten. Zugleich machte Pale deutlich, daß eine Zusammenarbeit mit der UNO nur möglich sei, wenn die Nato von weiteren Luftangriffen auf das serbisch kontrollierte Gebiet absehe. Die Serben halten weiterhin 309 Blauhelme gefangen.

In Bonn fiel gestern keine Entscheidung über den Einsatz deutscher Kampfflugzeuge in Bosnien. Nach einem Gespräch von Bundeskanzler Helmut Kohl mit Außenminister Klaus Kinkel und Verteidigungsminister Volker Rühe erklärte Kanzleramtschef Friedrich Bohl, es gebe keine „formelle oder offizielle Anforderung“, sondern nur eine „Voranfrage“ des europäischen Nato-Oberbefehlshabers an das Verteidigungsministerium. Das habe der Generalsekretär des Bündnisses, Willy Claes, der Bundesregierung inzwischen schriftlich bestätigt. „Angesichts dieses Sachverhalts sieht die Regierung keinen Entscheidungsbedarf.“ her