Saurer Heribert, trotziger Benno

■ HSV siegessicher vor dem morgigen Spiel gegen Dortmund

Heribert Bruchhagen ist das Lachen vor dem Bundesliga-Schlager gegen Tabellenführer Borussia Dortmund morgen um 15.30 Uhr im ausverkauften Volksparkstadion gründlich vergangen. Verantwortlich dafür sind aber keineswegs die dürftigen Chancen des HSV im Spitzenspiel – der auslösende Faktor liegt eher im Bereich der Gruppenhydraulik: „Seit meiner Studentenzeit hat mich kein Mensch mehr säuselnd durch die Stadt laufen sehen“, moserte der HSV-Manager auf einer Pressekonferenz gestern sichtlich erregt.

Ein kleinformatiges Hamburger Boulevardblatt hatte am Donnerstag gestreut, daß der HSV bereits seit Wochen mit dem ehemaligen Schalker über eine Abfindung verhandele. „In Bierlaune“ soll Bruchhagen gegenüber Stammtischphilosophen bereits laut über seine Zukunft als Millionär doziert haben.

Vereinsinterner Zündstoff, keine Frage. Ist es doch schon lange kein Geheimnis mehr, daß Präsident Ronny Wulff und sein Manager alles andere als Blutsbrüder sind. Noch auf der Jahreshauptversammlung vor zwei Wochen hatte sich Wulff nachdrücklich für die Einstellung eines Geschäftsführers eingesetzt. Ein Affront gegen Bruchhagen, der sich, um Contenánce bemüht, stur stellte: „Ich werde noch jahrelang Manager des Hamburger Sportvereins sein.“

Von diesen Querelen offenbar unbeeindruckt machte Trainer Benno Möhlmann auf Optimismus: „Mit zwanzig Punkten steht uns im neuen Jahr alles offen“. Voraussetzung dafür ist jedoch ein Sieg gegen Herbstmeister Dortmund zum Abschluß der Vorrunde.

Doch Dortmund schwebt nicht zuletzt aufgrund des glücklichen Sieges gegen La Coruna am Mittwoch im Uefa-Pokal auf Wolke sieben und bleibt auch ohne den verletzten Stephane Chapuisat Favorit. Der HSV hingegen scheint sich nach der unnötigen Schlappe in Frankfurt einer Trotzphase zu nähern: „Wir spielen zur Zeit großartigen Fußball – es ist an der Zeit, daß wir dafür entlohnt werden“. So falsch mag Fußballehrer Möhlmann damit nicht liegen. Fraglich bleibt nur, ob die Angst der Bärons und Ivanauskas' vor dem Torschuß ausgerechnet gegen den Spitzenreiter durchbrochen wird.

Stefan von Leesen