■ Kein Einzelfall: Wütende Witwen

Erich Bollmann ist kein Einzelfall. Wie er bekommen viele Asbest-WerkerInnen erst kurz vor ihrem Tod eine Entschädigungsrente. Laut Statistik der Berufsgenossenschaft Chemie starben 1993 von 66 erstmals entschädigten Asbestlungenkrebskranken noch im selben Jahr 37 Menschen. Viel hatten sie nicht mehr von der Entschädigung. Eigentlich rechnen selbst die Berufsgenossenschaften mit rund 1 Million Mark pro Entschädigungsfall.

Warum, so fragt man sich angesichts der kurz nach der Entschädigung Verstorbenen, warum wurden diese bekanntermaßen mit Asbest Arbeitenden nur alle drei Jahre zur Nachuntersuchung geschickt, so daß der Krebs so spät entdeckt wurde?

Und warum wird der Asbestkrebs erst ab dem rein zufälligen Datum seiner Entdeckung entschädigt und nicht rückwirkend ab dem mutmaßlichen Datum seiner Entstehung? Fragen, bei denen Inge Bollmann und all den anderen Witwen die Tränen in die Augen steigen. Vor Wut. Und Angst. Denn auch Inge Bollmann hat bei Toschi gearbeitet. Seit drei Jahren spürt sie Stiche , wenn sie tief einatmen will.

cis