Wüste Beschimpfungen im All

Klingonen pöbeln bei interaktivem Enterprise-Spiel im Fernseher umher / „Nach dem ersten Mal wird es langweilig“ / Ein Kartenspiel macht süchtig  ■ Von Eva Blank

Weihnachten steht vor der Tür, und das Angebot an Spielen wächst ins Unermeßliche. Da fällt die Auswahl schwer. Die allerdings wird stark eingeschränkt, wenn die ganze Familie mitspielen will.

Peter Zanow von „Spielbrett“ bedauert, „daß es nur wenig neue Familienspiele auf dem Markt gibt, 6 Nimmt ist dabei eine löbliche Ausnahme“. Geeignet ist es für zwei bis sechs Spieler im Alter zwischen 8 und 88 Jahren. Es geht bei dem Kartenspiel darum, möglichst wenig Punkte zu machen: vier Karten liegen offen auf dem Tisch, zehn bekommt jeder in die Hand. Jeder Spieler legt seine Karten an die aufgedeckten Karten an, wobei die niedrigste Karte mit dem Spiel beginnt. Drei weitere Regeln machen den Reiz des Spieles aus: Die Karten müssen in aufsteigenden Zahlen angelegt werden, dabei muß auf die kleinste Differenz zwischen den Zahlen geachtet werden, und in einer Reihe dürfen maximal fünf Karten anliegen. Wer die fünfte Karte legt, darf sich die punktearme Reihe nehmen und dafür eine Karte mit hoher Punktzahl hinlegen. Am Schluß des Spieles werden die auf den Karten vermerkten Punkte in Form von Hornochsen zusammengezählt.

„Der größte Hornochse hat dann verloren“, sagt Zanow schmunzelnd. Mit einer durchschnittlichen Spieldauer von fünf Minuten schätzt er 6 Nimmt „als extrem suchtgefährdend“ ein. Nebenbei falle der niedrige Preis von zehn Mark angenehm auf.

Ein sehr teurer Spaß dagegen sind die neuen, interaktiven Spiele. Um sie spielen zu können, benötige man erst mal ein Videogerät. Die Spieler sitzen so um das Spielbrett, daß sie zugleich den Fernseher im Augen behalten können. „Über das laufende Videoband greift der böse Gegenspieler immer wieder in das Spielgeschehen ein“, so Angelika Brucks, Verkäuferin im KaDeWe.

Für Kinder gibt es das Raumschiff-Enterprise-Spiel. Entsprechend der gewürfelten Punktezahl bewegen sich die Spieler auf dem Brett vorwärts, und versuchen Kartenteile zu bekommen, um daraus ein Enterprise-Sprechgerät zusammenzubauen. „In verschiedenen zeitlichen Abständen greift ein Klingone mit wüsten Beschimpfungen und Anweisungen in das Spielgeschehen ein. Er verdonnert Mitspieler, eine Runde auszusetzen oder Ereigniskarten aufzunehmen“, erläutert Zanow.

Und schlägt man den audiovisuellen Gegner nicht in einer bestimmten Zeit, etwa nach 30 Minuten, schaltet sich das Band unter höhnischem, schadenfrohem Gelächter von selbst ab.

Peter Zanow von Spielbrett hält den Kauf dieser Spiele für weggeworfenes Geld: „Nach dem ersten Mal spielen werden sie langweilig. Und die interaktive Komponente über den Videoapparat ist doch sehr begrenzt, schließlich ändern sich die Bandanweisungen nicht und er kann auch nicht antworten“, kritisiert er.

„Die Erwachsenenvariante Atmosfear ist zur Zeit sehr beliebt“, widerspricht allerdings Angelika Brucks. Der Kampf gegen das Böse und der Zeitdruck, ungefähr sechzig Minuten läuft das Band, bringe viel Spannung und Action. Ihrer Erfahrung nach werden diese Spiele gerne gekauft. „Die Leute mögen den Gegner auf Videoband, gegen den alle Mitspielenden versuchen zu gewinnen.“ Beide Spiele sind für ungefähr 100 Mark zu haben, wobei es jetzt schon Zusatzvideos gibt.

Zanow bestätigt die Aussage von Angelika Brucks, daß der Renner der Saison das Schwarze Auge sei. Als Rollen-Fantasy-Spiel konzipiert, geht es von einem Abenteuer-Basis-Spiel aus, das durch eine unendliche Menge an Zusatzheften, Sammelkärtchen und Regelerweiterungen immer weiter ausgebaut werden kann. Durch fantastische Welten geht die Reise in ein Land der Magier, Barbaren und Helden. Auf der Suche nach magischer Stärkung bewältigt man verschiedene Aufgaben: Gefangene müssen befreit, Monster erschlagen, Geld gesucht, und Magierwettbewerbe ausgetragen werden.

„Einziger Nachteil dabei ist, daß man feste Mitspieler braucht, etwa zwei bis sechs, da sonst die schwierigen, neuen Entwicklungen nicht nachspielbar sind. Hat man die aber, ist es ein grenzenloser Spaß“, begeistert sich Zanow. Leider auch finanziell: Das Basisspiel liegt bei 70 Mark und die endlosen Zusätze rangieren zwischen 20 und 50 Mark. „Total in sind momentan Trading cards“, so Zanow. Zwei Magier messen ihre Zauberkräfte mit verschiedenen Kartensätzen gegeneinander. Um nun die neuesten magischen Entwicklungen nicht zu verpassen, müssen immer neue Karten nachgekauft werden. „Oft sind in einer Packung gleiche Karten, so daß man wieder neue nachkaufen muß, um auf dem neuesten Stand zu sein“, weiß Zanow. 60 Karten umfasse der Basiskartensatz, 300 gäbe es schon. Dazu Brucks: „Bei neuen Spielentwicklungen rennen uns unsere Stammkunden die Türen ein – Kinder wie Erwachsene, oft zusammen. Der Preis interessiert wenige, dafür ist es viel zu spannend.“