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Mörderisches Söldnerleben der „deutschen Kameraden“

■ Morde aus Habgier unter Kroaten-Söldnern

München (taz/AFP) – Eine Talkshow im Kommerz-TV stand am Anfang. Als Falk S. im September 1993 in der Sat.1- Sendung „Einspruch“ über die Aktivitäten ausländischer Söldner beiläufig erwähnte, er habe „mit Sicherheit einen Menschen in Bosnien-Herzegowina“ getötet, wurde die Staatsanwaltschaft hellhörig. Die Ermittlungen begannen, und am Ende stehen mindestens zwei, möglicherweise auch drei Morde an deutschen Söldnern, begangen von mutmaßlich vier „Kameraden“. Das Motiv: Habgier. Die Beute: mal 14 Dollar (statt der erwarteten 1.400), mal Waffen und ein gestohlener Wagen, ein goldenes Halskettchen. Die Geschichte sei „kein Einzelfall“, betonte der Präsident der bayerischen Grenzpolizei, Gerhard Hoppe, bei der Vorstellung des Falls gestern in München. Vielmehr zeige sie, wie das Söldnerleben die „Hemmschwelle bei Mord und Totschlag bis ins Unmenschliche“ herabsetze. Österreichische Polizisten und die bayerische Grenzpolizei haben stapelweise Belastendes gegen vier Ex-Söldner (darunter ein österreichischer Ex-Polizeischüler) aus Deutschland und dem Alpenland zusammengetragen. Drei sind bereits verhaftet, einer ist flüchtig. Der geständige Haupttäter wurde in Südafrika festgenommen.

Die Morde spielten sich allesamt im Kreis der „bestrafenden Einheit“ ab, einer im Raum Mostar agierenden Söldnertruppe im Dienst der bosnischen Kroaten, deren rund 80 Mitglieder außer aus Österreich und Deutschland vorwiegend aus Kanada und Frankreich stammen. Einige gehören der Neonazi-Szene an, andere waren Fremdenlegionäre oder Mitglieder der früheren NVA. Ihre genauen Aufgaben sind nicht bekannt, ebensowenig, ob sie Greueltaten an der Zivilbevölkerung um Mostar verübten. Klaus Wittmann

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