SchülerInnen-Protest vorerst erfolgreich

■ Bildungsdeputation setzt Entscheidung über Kürzungen in der Gymnasialen Oberstufe aus

Die Protestwelle der Bremer SchülerInnen dieser Woche war erfolgreich. Gestern hat die Bildungsdeputation auf Antrag der Fraktionen von FDP und Bündnis 90/Die Grünen die „mangelhaften Vorlagen“ von Bildungssenator Henning Scherf ausgesetzt.

„Aus der Vorlage wurde überhaupt nicht ersichtlich, was an der Gymnasialen Oberstufe passieren soll“, bemängelte Annelene von Schönfeldt, bildungspolitische Sprecherin der FDP. Ihr und anderen ParlamentarierInnen fehlte „eine detaillierte und vor allem nachvollziehbare Bestandsaufnahme“ des Ist-Zustandes an stadtbremischen Schulen.

Außerdem sei völlig unklar, wie sich die erdachte Verschiebepraxis an den Bremer Schulen auf die Oberstufe auswirkt. „Das hat die Schüler ja auch so umgetrieben“, meinte die Bildungspolitikerin. In den beiden Vorlagen über die Versetzungen von LehrerInnen zum Schuljahr 1995/96 stünden lediglich Zahlen. „Aber damit kann man doch Bildungspolitiker nicht abspeisen!“, empörte sich Annelene von Schönfeldt.

Den „Verschiebebahnhof Bremer Schulen“ kritisierte auch Wolfram Sailer, Bildungsdeputierter der Grünen. Derartig „schwerwiegende Eingriffe in die Schulen“ wie von Scherf gefordert, könnten nur mit den Schulen zusammen gelöst werden. „Die Kompetenz der Schulen muß stärker einbezogen werden“, forderte Sailer, es dürfe nicht einfach nach mathematischen Modellen eine vermeintliche Bedarfsrechnung aufgestellt werden.

Ähnlich basisdemokratisch gab sich gestern auch der Bildungssenator persönlich. Während die Deputation tagte, verkündete er, daß die Versetzungen zusammen mit LehrerInnen und SchülerInnen erarbeitet werden. „Ich will da nicht mit der Brechstange ran“, sagte Scherf. Aber er müsse eben sparen.

Nach dem Fiasko zu Beginn dieses Schuljahres soll für das nächste Schuljahr nun rechtzeitig geplant werden. Bereits im März sollen die OberstufenschülerInnen die Grund- und Leistungskurse wählen. Die gesammelten Daten von rund 3.000 Kursen werden dann in der Behörde ausgewertet und danach der Lehrerbedarf für die einzelnen Schulen ermittelt.

Die Bildungsdeputierten der SPD sahen dafür keinen Anlaß. Erst nachdem sie sich in Klausur zurückgezogen hatten, stimmten sie der Vertagung des Themas bis zum 13. Januar zu. Einen „Tritt ins Gesicht von tausenden SchülerInnen“ nannte die GesamtschülerInnenvertretung dieses Verhalten.

Dennoch werden insgesamt knapp 500 Bremer LehrerInnen nach den Sommerferien ihre Aktentasche packen müssen. „Ziel ist es, über mehrere Stufen jemanden aus der Sekundarstufe II so lange zu versetzen, bis er in der Grundschule landet“, gibt Henning Scherf zu. Dort nämlich fehlen zur Zeit 71 LehrerInnen, dafür gibt es rein rechnerisch einen deutlichen „Lehrerüberhang“ an Berufsschulen. Dennoch konnte Scherf auch entwarnen: „An Abiturienten geht keiner ran!“. Er will zumindest „die begonnen Schülerbiographien schützen“. fok