: Kinderverein gegen Kinderladen
■ Einem der ältesten Berliner Schülerläden droht das Aus
Es ist schon delikat. „Ausgerechnet eine gemeinnützige Organisation, die sich für Kinder in der Dritten Welt einsetzt, macht jetzt einem der wenigen Berliner Kinder- und Schülerläden den Garaus“, schimpft Ulf Kadritzke. Er ist Elternvertreter des Schülerladens ZOP, der gestern auf einer Pressekonferenz das Vorgehen des Hermann-Gmeiner-Fonds kritisiert hat, eines gemeinnützigen Vereins zur Unterstützung der SOS- Kinderdörfer.
Wie Hedda Pänke vom Hermann-Gmeiner- Fonds bestätigte, läuft für den Schülerladen ZOP am 31. Juli 1995 der Mietvertrag aus. Angesichts der Schwierigkeiten, in Berlin bezahlbare Räume zu bekommen, bedeute dies für den Schülerladen das Aus, so Peter Siele (CDU), Stadtrat für Jugend und Familie in Wilmersdorf. Er werde aber in dem Konflikt als Vermittler wirken.
„Wir sind nach wie vor gesprächsbereit“, betont Hedda Pänke. Das sei jedoch erst so, seitdem die Presse informiert ist, kontert Ulf Kadritzke. Seit Monaten würde sich die Stiftung nicht rühren. Zahlreiche Briefe seien unbeantwortet geblieben. Auch auf Kaufangebote aus dem Kreis des Schülerladens sei nicht reagiert worden. „Wir hatten ja Eltern, die an einem Kauf interessiert waren“, sagt Karlheinz Pranat vom ZOP. „Allerdings nicht zum Preis von 1,2 Millionen Mark.“
Seit fast 15 Jahren „residiert“ der Kinder- und Schülerladen in der Wilmersdorfer Barstraße 7a. Mit dem Tod des früheren Hausbesitzers begann der Konflikt. Das Gebäude hat 1992 der Hermann-Gmeiner-Fonds geerbt. Als gemeinnütziger Verein sei die Geschäftspolitik des Hermann-Gmeiner-Fonds klar darauf ausgerichtet, solche Erbschaften so schnell wie möglich zu versilbern. Das sei das Satzungsgebot, betont Johannes Münder von SOS-Kinderdorf Deutschland, einer Schwesterorganisation. „Wir müssen schließlich vor dem Finanzamt dafür geradestehen, wenn wir zu lange warten oder eine solche Immobilie unter Wert verkaufen.“ Ein Wertgutachten schätzt das Gebäude samt Grundstück auf 1,06 Millionen Mark. Ein von der Stiftung beauftragter Makler setzte den Kaufpreis auf 1,2 Millionen Mark fest. „Wir brauchen das Geld für unsere Projekte in der ganzen Welt“, rechtfertigt Brigitte Schiffner, Justitiarin des Hermann-Gmeiner-Fonds, das Vorgehen. „Hier stehen nicht 30 Kinder aus Berlin gegen Kinder aus der Dritten Welt“, so Ulf Kadritzke. Das seien zwei Seiten einer Medaille. Es gehe darum, daß ein gemeinnütziger Verein wie der Hermann-Gmeiner-Fonds sich beim Verkauf einer Immobilie moralisch in die Pflicht nehmen lassen müsse, wenn dadurch die Interessen von Kindern berührt werden. Michaela Eck
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