Jagdszenen auf Weihnachtsmarkt

■ Bei Antifa-Demo trafen linke Jugendliche auf Rechte

Ein „antifaschistischer Weihnachtsmarktbummel“ von 120 Jugendlichen endete am Samstag abend in Marzahn nach Beobachtungen von Budenbesitzern mit Verfolgungsjagden zwischen linken und rechten Jugendlichen sowie der Polizei. Gegen 5 Uhr hatten sich die linken Jugendlichen am S-Bahnhof Marzahn versammelt. Von dort zogen die DemonstrantInnen zum nahe gelegenen Weihnachtsmarkt. „Jugend gegen Rassismus in Europa“ hieß es auf einem Transparent. Mit Pfeifkonzerten und Sprechchören wie „Nazis raus!“ zogen sie um den Markt und zündeten Feuerwerkskörper. Auf dem Weihnachtsmarkt verteilten sie Flugblätter.

Über den weiteren Hergang liegen widersprüchliche Angaben vor. Laut Polizeibericht machten die linken Jugendlichen „vereinzelt Jagd auf vermeintliche Rechte“. Dabei sei es aber nicht, wie von dpa gemeldet, zu Schlägereien zwischen rechten und linken Jugendlichen gekommen, betonte der Polizeilagedienst. Die zuständige Polizeidirektion verweigerte gegenüber der taz nähere Auskünfte.

Nach Angaben von Budenbesitzern waren zwischen 50 und 150 rechte Jugendliche angerückt, die von der Demonstration Wind bekommen hatten. Die Rechten hätten sich gesammelt und seien auf die Demonstration der Linken gestoßen. Das Geschehen hätte sich dann mehr auf den Weihnachtsmarkt verlagert. Ein Glühweinverkäufer zeigte sich über das Katz- und-Maus-Spiel zwischen den Buden erschrocken: „So etwas habe ich noch nicht gesehen.“

Nach Angaben des polizeilichen Lagedienstes haben gegen halb sechs 50 linke Jugendliche Steine aus dem Gleisbett der Straßenbahn aufgesammelt und Polizisten damit beworfen. Die Einsatzkräfte hätten die Jugendlichen vom Weihnachtsmarkt abgedrängt. Deren Versuche, in kleinen Gruppen auf den Weihnachtsmarkt zu gelangen, seien abgewehrt worden. Von 21 Personen seien die Personalien festgestellt worden. Zwölf rechte Jugendliche wurden in einen sogenannten Verbringungsgewahrsam genommen, das heißt, sie wurden vorübergehend festgenommen und in anderen Teilen der Stadt wieder freigelassen. Damit sollte nach Polizeiangaben eine Eskalation in Marzahn vermieden werden. Gegen 19 Uhr habe sich die Lage rund um den Weihnachtsmarkt beruhigt. Schäden gab es keine. Über mögliche Verletzte konnte die Polizei keine Angaben machen. Matthias Bernt/Dorothee Winden