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Bald gehen die UN-Soldaten zu Fuß

■ Bosnische Serben entführen Treibstoffkonvoi / Lebensmittel kommen wieder nach Sarajevo durch / Unprofor-Chef am Besuch von Bihac gehindert / Bewegungsfreiheit der UNO stark eingeschränkt

Sarajevo/Zagreb/New York/ Berlin (AFP/dpa/AP/taz) – Auch nach der Lockerung ihrer Blockade von Sarajevo bestimmen die bosnischen Serben, was in die Stadt gelangt und was nicht. Gestern entführten sie einen UN- Treibstoffkonvoi mit vorgehaltenen Waffen und zwangen die dänischen Fahrer, ihnen mit den drei Tankwagen zu einem unbekannten Ziel zu folgen. Fünf Dänen wurden wieder freigelassen, zwei zunächst noch festgehalten.

Nach UN-Angaben war die Entführung der Tankwagen bisheriger Höhepunkt einer „organisierten Kampagne“ gegen die Treibstoffversorgung der Blauhelme. Obwohl die Serben am Freitag allen Versorgungskonvois der UN freie und ungehinderte Fahrt nach Sarajevo zugesagt hatten, wurde der Transit von mehreren Tankfahrzeugen weiter untersagt. „Nahrungsmittel dürfen nach Sarajevo hinein, Treibstoff dagegen nicht“, sagte ein UN-Sprecher. Die Treibstoff-Lage der UN in Sarajevo und den bosnischen Enklaven im Osten des Landes wurde als „ziemlich schlimm“ eingestuft. „Noch ein paar Tage, und dann gehen alle UN-Soldaten zu Fuß“, sagte der Sprecher.

Am Samstag hatte ein Konvoi mit 540 Tonnen dringend benötigter Lebensmittel Sarajevo erreicht. Es war der erste Konvoi, der seit dem Aussetzen der Luftbrücke am 19. November nach Sarajevo gelangte. Die 380.000 Einwohner Sarajevos benötigen den Angaben zufolge pro Woche mehr als 1.500 Tonnen Lebensmittel. Die bisherigen Vorräte wären am Mittwoch erschöpft gewesen. Weitere tägliche Konvois sind geplant, um die Lager wieder auffüllen zu können.

Im Hinblick auf die Versorgungslage von Sarajevo und die Freilassung der letzten 187 festgesetzten UN-Soldaten forderte ein UN-Sprecher in der bosnischen Hauptstadt am Samstag die völlige Bwegungsfreiheit für die Schutztruppen. Der Beweis für die guten Absichten der Serben sei erst erbracht, wenn auch wieder Benzinlieferungen durchgelassen würden.

Daß es mit den guten Absichten der Serben und der Bewegungsfreiheit der UNO nicht weit her ist, zeigte sich am Abend des gleichen Tages, als Unprofor-Chef Michael Rose von den Serben in der kroatischen Krajina daran gehindert wurde, die belagerte Stadt Bihać zu besuchen. Am Kontrollpunkt Moscenica verweigerten sie ihm kurzerhand die Durchreise in die UN-Schutzzone. Nach stundenlangem Warten mußte Rose unverrichteter Dinge nach Zagreb zurückkehren. Dort sagte er gegenüber Journalisten: „Wir können hier nur mit der Zustimmung und dem guten Willen jener Menschen arbeiten, mit denen wir es zu tun haben. Und wenn die sich entschließen, uns keine Bewegungsfreiheit zu geben, dann können wir natürlich unsere Arbeit nicht tun.“

Die kroatischen Serben kündigten am Samstag offiziell an, daß sie ihren bosnischen Landsleuten bei den Kämpfen um Bihać künftig militärisch beistehen wollten, wie Serbenführer Milan Martić erklärte. Kroatische Serben kämpfen bereits seit Wochen an der Seite der bosnischen Serben, bislang leugneten sie dies jedoch stets. Am Freitag hatte die kroatische Regierung erstmals offiziell eingeräumt, daß Einheiten ihrer Armee am Bosnienkrieg beteiligt seien und die bosnische Regierungsarmee sowie die bosnischen Kroaten mit Waffen versorgten. bs

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