Herr Omnipräsent läßt warten

■ Zufrieden mit seinem Grand-Slam-Cup, kennt Becker-Berater Meyer-Wölden nun bei „komplexen Verhandlungen“ mit dem DTB keine „Dummheit“

München (taz) – Manchmal werden selbst im Profitennis rührselige Bühnenstücke geschrieben. Gerade in der Adventszeit, wenn mildgestimmte Menschen mit roten Wangen und freundlich-feucht glänzenden Augen zusammenkommen. Und es begab sich in der Münchner Olympia-Halle, daß Englein darniedergeschwebt kamen auf die Erde und der Nikolaus vom Hallendach mittels Nylon sich herabseilte. Und es sprach der Nikolaus zum warmherzigen Axel, daß dieser ein guter, weil großzügiger Mann sei. Haaallelujah!

Da stand er also bei der Abschlußfeier, der Axel Meyer-Wölden, wie ein braver Konfirmand. Nur der 500.000-Dollar-Scheck paßte nicht so recht ins Bild. Mittellose, kranke Kinder wolle er bescheren, sagte der Jurist, Becker- Berater und Organisator des Tennis-Grand-Slam-Cups in Personalunion. Und wer mochte bei soviel Gutmütigkeit noch am Charakter des Herrn Omnipräsent zweifeln?

Immerhin war es der Tag der Bedürftigen in der Olympia-Halle: Bevor die Kinder an der Reihe waren, wurde nämlich Sport geboten. Hochklassig, spannend, unterhaltsam, überraschend. Es gewann Magnus Larsson (24), ein „ganz normaler Mensch“, wie er sich selbst charakterisiert. 7:6, 6:4, 6:7, 6:4 hatte der Schwede Branchenführer Pete Sampras besiegt und damit nun innerhalb einer Woche annähernd soviel Geld (1,5 Millionen Dollar) verdient wie zuvor in seiner gesamten Karriere (1,7 Millionen). Und weil er ein so braver und bescheidener Junge ist, war ihm die Höhe seines Honorars beinahe peinlich: Es handelt sich schlicht um „das schönste Weihnachtsgeschenk, das man sich denken kann.“

Dabei glaubte Larsson sich schon eine Woche zuvor den Traum seines Lebens erfüllt zu haben, als er zusammen mit den Kollegen Edberg, Björkmann und Appel im Kreml zu Moskau mit einer ausgelassenen Party den Davis- Cup-Sieg begossen hatte. „Sehr viel Auftrieb“ habe ihm dieser Erfolg gegeben, findet Larsson, beseelt hat der Geist des Kollektivismus.

Hätte der Nikolaus nicht auch mal Axel Mayer-Bindestrich ins Gewissen reden können? Dem scheint nationale Euphorie zu plump, um seinen stärksten Markenartikel preisgünstig anzubieten. Und deshalb wird er noch bis Mitte der kommenden Woche mit dem Deutschen Tennisbund um Beckers Rückkehr ins Davis-Cup- Team schachern. „Sehr komplexe Verhandlungen“ sind das, erzählt Mayer-Wölden, und doch geht es schlicht ums Honorar: Beckers Berater fordert für die nächsten fünf Jahre, mithin also bis ins Rentenalter, jeweils drei Millionen Mark jährlich, derweil sich Michael Stich mi der Hälfte zufriedengibt.

Daß nun die Süddeutsche Zeitung den Verdacht in den Raum stellte, Medienmakler Meyer- Wölden habe die Verhandlungen deshalb sabotiert, weil die Übertragungsrechte am Davis-Cup nicht die ihm nahestehende ISPR, sondern die Konkurrenz von der UFA besitzt, findet der Jurist unsinnig: „Das ist eine Dummheit, die ich nicht kenne.“ Wie gern wollte man es ihm glauben, hat doch selbst der Nikolaus so segensreiche Worte über diesen Mann gesagt. Markus Götting