Weihnachtsmänner, Weinachtsfrauen (1)
: Bleifrei feiern

■ Heute: Heiligabend bei Familie Fücks

“Mein erster Baum war ein schaler Kompromiß,“ erinnert sich der grüne Bremer Umweltsenator Ralf Fücks (43). Ein dürres, mickriges Tannenbäumchen, das zur Not noch als ironische Anspielung durchging. Heute geht der stolze Vater zweier Töchter (7 und 9) voll Vorlust zum Weihnachtsmarkt, um einen gutgewachsenen Baum zu erstehen. Der wird mit roten Äpfeln, Strohsternen und Kerzen geschmückt (“Lametta haben wir nicht, das ist Blei, mein Lieber“).

Am Heiligabend gibt es alles, was dazugehört: Kerzenschimmer im dunklen Zimmer, Klingelglöckchen und glänzende Kinderaugen (“Die haben ja wirklich glänzende Augen!“). Dazu die vom christlichen Beiwerk gereinigte Weihnachtsgeschichte von Astrid Lindgren. Keine Weihnachtslieder! „Das wäre zu peinlich, das stimmt nicht.“ Nicht mal im anschließenden Domgottesdienst kriegt Ralf Fücks die Lieder so richtig „übers Herz“. Die traditionellen Weinachtsrituale – im Hause Fücks sind sie nahezu unbehelligt von Ideologien wiederaufgelebt. Nur eine Grenze gibt es: „Wir machen nichts, was nicht stimmt.“

Die „wilden Revoluzzerzeiten“ im Leben des Ralf Fücks, etwa die hochpolitisierten Heidelberger Tage, erscheinen so gesehen biografisch als Episode. Nie ist er zum Beispiel aus der Kirche ausgetreten. Er war ein überzeugter Konfirmand, machte mit bei Zeltlagern und Bibelandachten des CVJM. Weihnachten war immer ein besonderes; meist verbrachte er Heiligabend bei seinen Eltern – wie viele aus der Szene.

Alternativ gab es Politweihnacht in Dänemark mit gutem Essen oder auch mal einen einsamen Heiligabend in einer Heidelberger Kneipe. „Es ging mir bei dieser Art von Tristesse nicht gut,“ findet Fücks heute, „das machte nicht glücklich.“ BuS