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Moskau fordert Entwaffnung

■ Tschetschenien soll zu Verhandlungen gezwungen werden

Moskau/Grosny (dpa) – Der russische Außenminister Andrej Kosyrew hat gestern die Kriegsgegner in Tschetschenien ultimativ aufgefordert, die Waffen niederzulegen. „Wenn es in Tschetschenien nicht zu einer Entwaffnung kommt, ist der russische Staat gezwungen, dort soviel Gewalt anzuwenden, wie zur Wiederherstellung der Ordnung notwendig ist“, sagte der Minister in Moskau nach einem Treffen mit der schwedischen Außenministerin Lena Hjelm-Wallen. Bei Tschetschenien, das sich 1991 für unabhängig erklärt hatte, handele es sich um eine innere Angelegenheit Rußlands, sagte Kosyrew.

Regierungschef Viktor Tschernomyrdin schloß eine Beilegung des Konflikts durch politische Mittel nicht aus. Auch er bekräftigte jedoch die Entschlossenheit des Kremls, die Tschetschenen notfalls mit Gewalt an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Unterdessen wurden in der nordossetischen Hauptstadt Wladikawkas die Verhandlungen über eine friedliche Lösung fortgesetzt. Dabei ging es nach russischen Regierungsangaben um eine Verhinderung des Blutvergießens in Tschetschenien, eine Entwaffnung der Kriegsparteien und um die von der russischen Regierung Anfang Dezember eingeleitete Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage in der Teilrepublik.

Der Vormarsch der russischen Truppen in Tschetschenien wurde auch gestern durch massiven Widerstand der bewaffneten Anhänger des Präsidenten Dschochar Dudajew behindert. Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Berichte aus der tschetschenischen Hauptstadt Grosny meldete, kam es am Morgen zu heftigen Gefechten westlich und östlich von Grosny. In der Nacht zum Dienstag hätten russische Flugzeuge Stellungen der Tschetschenen bombardiert.

Der russische Regierungssprecher Valentin Sergejew teilte mit, daß seit dem Beginn der Intervention neun russische Soldaten getötet und 14 verletzt worden seien. Sergejew widersprach damit tschetschenischen Berichten, denen zufolge bei Gefechten am Montag abend 70 russische Soldaten ums Leben gekommen seien. Die Truppen waren am Sonntag auf Befehl von Präsident Boris Jelzin in die separatistische Republik im Nordkaukasus einmarschiert.

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