■ Schirm & Chiffre
: BerliNet für Dummies (1)

Wir leben – das muß einfach mal gesagt werden – in einer Zeit der gnadenlosen Innovation. Überall, wo man hinschaut, überschlagen sich die Kommunikationstechniken, und unsereins steht staunend daneben. Alles wird auf einmal „digital“ und „multimedial“, wenn nicht gar „interaktiv“. Zuviel für eine einzelne kleine Menschenseele.

Darum wollen wir all jenen, die im Zuge der fortgesetzten Neuerungen unwiderruflich auf der Strecke zu bleiben drohen, an dieser Stelle ein kleines Vademecum an die Hand geben. Eine Art Medien-Baedeker, der auch den hartgesottensten TechnikverächterInnen den Eintritt ins Zeitalter der elektronischen Kommunikation erleichtern soll – geschrieben von einem, der bis vor kurzem selbst ein Frischling war.

Wir beginnen mit einem kleinen Spaziergang durch die sonderbare Welt der Computernetze. Ein geradezu lebenswichtiges Thema, zeichnet sich doch ab, daß in diesen Dingern künftig das gesamte Weltwissen kursieren wird. Nachrichten, Bücher, Musik, Bilder, Bankgeschäfte, Liebesbriefe und Musik – jegliche Art von Information kann innerhalb dieser Netze in Sekundenbruchteilen rund um den Globus verschickt und abgerufen werden. Ja, so sieht es aus.

Doch bevor wir ins „global village“ einsteigen, schauen wir uns erst mal in unserem hauptstädtischen Dorf um. Denn auch Berlin hat ein eigenes Netz: das BerliNet – durchaus ein ansehnliches Exemplar dieser Gattung, an dem sich die wesentlichen Funktionen und Möglichkeiten einer solchen Einrichtung trefflich veranschaulichen lassen.

Das BerliNet gibt es seit 1990. Es ist ein Verein, zu dem sich mehrere Berliner Informationsanbieter- und -benutzerInnen zusammengeschlossen haben. Im BerliNet gibt es (wie auch in anderen Netzen) mehrere Knotenpunkte, sogenannte Mailboxen. Diese Boxen funktionieren wie Postfächer. Man kann Nachrichten hineinlegen und herausholen.

So. Aber wie komme ich denn nun rein in das BerliNet? – Mein Gewährsnetzwerker P. erklärte mir das geduldig folgendermaßen: Du schließt deinen Computer mit einem kleinen Zusatzgerät („Modem“) an deinen Telefonanschluß an. Und dann geht's los: Über ein spezielles Programm wählst du eine der Mailboxen im Netz an. Zum Beispiel über die Telefonnummer 615 84 23 die Box „Link-B36“. Beim ersten Mal kannst du dich als „Gast“ anmelden („einloggen“). Wenn du die Box richtig nutzen willst, mußt du Mitglied werden. Das kostet 20 Mark im Monat. Als eingetragener „User“ kannst du dir dann die in der Mailbox gespeicherten Nachrichten und Programme auf den Computer runterkopieren („downloaden“) und in Ruhe angucken.

Alles klar, lieber P., hab ich kapiert. – Soviel erst mal zum Einstieg ins Netz. Alles weitere über Navigationsprobleme, SysOps und elektronische Bretter in der nächsten Folge.

P.S. An alle BerliNet-Zwerker. Ratschläge und Kommentare bitte an taz6link-b36.berlinet.in-berlin.de oder konventionell postalisch an taz, Berlin-Kultur. Thanx! Martin Muser