Nato will Blauhelme in Bosnien stärken

■ Bei einer Hilfsaktion für Abzug der UNO will Nato Oberkommando haben

Sarajevo/Genf (taz) – Neben Einsatzplänen zur Sicherung eines Abzugs der UNO-Soldaten aus Bosnien denken die Staaten der Nato jetzt auch über eine Stärkung der Unprofor-Operation nach. Hierfür sollen die Generalstabschefs der Nato-Mitglieder bei einem Treffen am nächsten Montag Pläne erörtern. Das vereinbarten die Nato-Verteidigungsminister gestern auf ihrer Herbsttagung in Brüssel. Grundlage der Diskussionen sind Vorschläge Frankreichs zur Einrichtung eines militärisch überwachten Hilfskorridors zwischen Split und Sarajevo sowie zur Sicherung des Flughafens Sarajevo mit Nato-Kampfflugzeugen. So dringen die Nato-Staaten auf ein entschiedeneres militärisches Vorgehen gegen serbische Flugabwehrstellungen. Auch sollen kleinere versprengte UN-Einheiten von nur zehn bis zwanzig Soldaten in größeren Einheiten zusammengefaßt werden. Ob Rußland im UNO-Sicherheitsrat entsprechenden Maßnahmen zustimmen wird, ist aber ungewiß.

Bundesverteidigungsminister Rühe erklärte auf der Nato-Tagung die generelle Bereitschaft Bonns zur Teilnahme an einem Nato-Einsatz zur Sicherung eines UNO-Abzugs. Vorrangig für die Nato sei jedoch die Stärkung der UN-Truppen in Bosnien. Allerdings müsse sichergestellt sein, daß die UNO ihre Mission erfüllen und den Menschen helfen könne. Eine „absolute Vorbedingung“ für die „Rettung“ der Blauhelme sei, daß die Nato hierbei das alleinige Kommando habe. Sonst habe die Aktion keine Erfolgschancen. Bisher gibt es keine Anzeichen, daß der Sicherheitsrat einem UN-Abzug zustimmen wird.

Immer noch keine Hilfsflüge für Sarajevo

Tätig wurde der UNO-Sicherheitsrat jedoch auf einem anderen Gebiet. Er verurteilte den gezielten Angriff auf vier Blauhelme aus Bangladesch, der ein Todesopfer forderte. Auch nach diesem bislang schwersten Zwischenfall seit Beginn der Unprofor-Operation im Herbst 1992 hat Blauhelm- Kommandant Michael Rose trotz Bitten des örtlichen Kommandanten keine Luftunterstützung der Nato angefordert. Er verweigerte dies u.a. mit Hinweis auf schlechtes Wetter. Auch gestern verhinderten die Serben eine Wiederaufnahme humanitärer Hilfsflüge nach Sarajevo. Hilfskonvois für Bihać wurden nicht durchgelassen. Nur ein Drittel der 40 dänischen Lastwagen, die am Montag unter Begleitung gepanzerter Unprofor- Fahrzeuge nach Sarajevo aufgebrochen waren, durften bis gestern die serbischen Kontrollstellen passieren. Andreas Zumach

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