Sanssouci: Vorschlag
■ „Honka He“ – das neue Musical von College of Hearts in der Ufa
Glück ist ja so trügerisch. Ernst hat Geburtstag, er ist verliebt, er besitzt sogar die Lizenz zum Scheinwerfer-Anfassen, den „Lichtschein“. Und doch ist es ein schwarzer Tag für ihn. Schuld sind nur Neid und Gemeinheit seiner Kollegen. Im Modejargon der 90er ist Ernst ein Mobbing-Opfer. Und Kollegin Gabi erleidet sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
„Honka He oder Wehe, wenn du Geburtstag hast“, das neue Musical von „College of Hearts“, schmückt sich mit aktuellen Themen. Aber tatsächlich setzt es auf bewährte Muster. Die schöne Garderobiere Gabi (Karen Probst) steht zwischen Ernst (Mats Ciupka) und ihrer Ex-Freundin Holz (Daniele Drobny). Das Dreieck erweitert der Macho Checker (Christoph Swoboda), ebenfalls in Gabi verliebt. Dazwischen tapsen erprobte komische Figuren herum: der ordnungswütige schwäbische Hausmeister mit Frau, ein Doofkopp vom Dienst und der Pechvogel, dem ständig etwas auf den Kopf fällt.
Das ist immer wieder sehr drollig. Aber den Vergleich mit früheren Produktionen wie „Blutiger Honig“ oder „Der letzte Waschgang“ kann das neue Musical nicht aushalten. Wie immer spielen die zur Zeit sechs „College of Hearts“-Mitglieder mehrere Rollen und machen auch die Musik dazu. Auf der Bühne entfaltet sich ein Chaos aus Leitern, Kisten und Kulissen, eine Gastspiel-Premiere von „Madame Butterfly“ wird vorbereitet. Durchsagen der Technischen Leitung („noch sieben Stunden und fünf Minuten bis zum Einlaß“) sollen Hektik und Tempo erzeugen. Gegen die Langsamkeit, mit der die Handlung in Gang kommt, können sie aber wenig ausrichten. Nach und nach geht dann alles kaputt, was kaputtgehen kann, vom Superscheinwerfer „Sinfonie Gold 100“ bis zur letzten Flügelmutter. Ausbaden muß es, versteht sich, der arme Ernst.
Das Stück und auch die Songs von Susanne Betancor schleppen sich eher mühsam voran. Immer wieder gibt es aber auch hinreißende Szenen und Lieder. Gabis und Holz' Haßduo im Tangorhythmus zum Beispiel, ein elegischer Lobgesang auf die „Pausenstulle, geschmiert und belegt von liebender Frauenhand“, und nicht zuletzt ein kleines Feuerwehr-Ballett mit einer geflüsterten Saxophon-Melodie. Das entschädigt sogar für den langweiligen Unfug, den die Feuerwehrleute danach mit ihren Wasserpistolen veranstalten. Die Fans jubelten und bombardierten die Truppe mit Blumen. Miriam Hoffmeyer
Bis 23.12., Mi.–So., 26.–30.12. täglich je 20.30 Uhr in der Ufa- Fabrik, Viktoriastraße 13, Tempelhof.
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