Too hot to handle ...

■ betr.: „Big Showtimer für Aids“, taz vom 8.12.94

Es muß dort draußen sehr kalt sein. Sie schweben, eingehüllt in den Kleidern der Arroganz und Erniedrigung, an den testosteroiden Massen vorüber. Ihre Roben wärmen prima, versperren den Blick auf die unberührte Haut und, falls es dann doch zu hitzig wird, sind sie leicht abzustreifen.

Wir hingegen schwitzen dumpf vor uns hin. Eingesperrt in unseren platzenden Hormonkreislauf, vergessen wir wo und wozu wir (hier) sind. Zum Glück hilft uns die tageszeitung auf die Sprünge. Aids ist der nackte und kalte Tod; die „Schwulenparty“ unnatürlich erhitzte Nacktheit. Das jedoch diffamierende Platitüden nur eine vorherrschende Realität reproduzieren, also das magische Dreieck von Aids – Homosexualität – Tod noch dichter zusammenschweißen, geht unseren Verkündigern am Pfannkuchenärschchen vorbei. Es bleibt zu wünschen, daß das nächste „Aids-Benefiz“ den „pc“-Stempel der taz im voraus beantragt und sich alle ganz warm anziehen. Norbert Brömme