Eine Handvoll Dollar

■ Woody Allen dreht ein Tele-Epos

Das Branchenblatt Variety, die Nase immer im Wind, spricht gar nicht bösartig von einem „selbstzerstörerischen Impuls“, der Woody Allen getrieben habe, ausgerechnet sein Stück „Don't drink the water“ zu verfilmen. Dieses Stück eigne sich doch bestenfalls, den Künstler als reifungsbedürftigen jungen Mann zu porträtieren. „Man kann nur hoffen“, unkt Variety-Autor Tom Jacobs, „daß niemand versuchen wird, ein interaktives Video daraus zu machen.“ Harhar.

Der Plot ist frisch aus dem kalten Krieg. Die Familie Hollander aus Newark macht Urlaub in einem nicht näher benannten kommunistischen Land. Als Walter Hollander (gespielt von Allen selbst) ein Photo von einem komplett uninteressanten Gebäude schießt, wird er auf der Stelle als Spion verhaftet.

Man treibt ihn und seine Familie in die amerikanische Botschaft, wo sie gezwungenermaßen länger kampieren müssen. Der Botschafter weilt derweil in Washington und hat die Geschäfte seinem steindummen Sohn überlassen, der nun folgerichtig von Michael J. Fox gegeben werden soll. Und so weiter.

Allen hat in sympathisch halsstarriger Weise darauf verzichtet, sein Material zu updaten. Die Säbel werden ihm spätestens dann um die Ohren fliegen, wenn der Araber zur Kenntnis genommen wurde, der mit 14 (in Worten vierzehn) Kebsweibsen durch die Gegend streift. Oder seine Frau, die den Flur der Botschaft dermaßen bohnert und wachst, daß der Emir darauf ausrutscht. Hihi! Ich mag ja so was.

Trotzdem wird man den Verdacht nicht los, Allen wollte sich ein paar schnelle Dollar verdienen, um seinen nächsten Film zu produzieren, an dem er, wie es heißt, jetzt schon im italienischen Taormina arbeitet.

Im dortigen griechischen Theater soll sich, so gerüchtelt es, die Klimax einer ansonsten recht metropolitanen, autobiographisch angehauchten Komödie um einen Mann und zwei Frauen abspielen, die dann eben dort einen antik- griechischen Schlenker macht. Schockschwerenot: Als Aktricen sind Helena Bonham Carter und Olimpia Dukakis im Gespräch. Mariam Niroumand