Keine Ausgrenzung -betr.: "Subtile Vorurteile", taz vom 10.12.94

Betr.: „Subtile Vorurteile“, 10.12.94

Liebe taz-Redaktion,

die von Herrn Akinyosoye (...) dargestellten Schwierigkeiten, mit denen AfrikanerInnen in Deutschland zu kämpfen haben, sind sicher real und die Kritik der Afrikanischen Union Hamburg (AUH) in manchen Punkten berechtigt. Die Behauptungen, die AUH träfe bei der Hamburger Sozialbehörde „auf hinhaltenden Widerstand“, deutsche Organisationen kämen an Gelder, die der AUH versagt würden, und in der Sozialbehörde würden die Rechte der AfrikanerInnen „mit Füßen getreten“, sind jedoch schlichtweg falsch.

Die AUH wurde 1993 für die von ihr durchgeführte Sozialberatung von der Sozialbehörde mit mehreren tausend Mark gefördert. Auch für 1994 liegt der AUH bereits ein Zuwendungsbescheid vor. Das Geld wird jedoch – wie bei jedem anderen Zuwendungsempfänger auch – erst dann ausgezahlt, wenn bestimmte formale Voraussetzungen erfüllt sind. Hierzu gehören z.B. die Vorlage eines aktuellen Vereinsregisterauszuges und des Körperschaftssteuer-Freistellungsbescheides vom Finanzamt, der Nachweis über eine vereinsrechtlich gültige Vorstandswahl sowie die Erfüllung des „Vier-Augen-Prinzips“ bei der Verwendung der öffentlichen Gelder.

Dies alles sind Anforderungen, die an jeden Verein gerichtet werden, der Steuergelder erhält – ob Deutsche oder AusländerInnen, das spielt hier keine Rolle. Es handelt sich also nicht um politische Ausgrenzung der AUH, sondern um deren Gleichbehandlung mit anderen Vereinen. Nachdem die Sozialbehörde auch Herrn Akinyosoye mehrfach persönlich und schriftlich auf alle Details hingewiesen und ihn ausführlich beraten hat, hängt die Auszahlung jetzt allein davon ab, daß die AUH ihre bereits vor vielen Wochen gegebenen Zusagen wahrmacht und ihre „Bringeschuld“ erfüllt.

Völlig inakzeptabel ist die Unterstellung von Herrn Akinyosoye, die Sozialbehörde verhalte sich hier rassistisch. Das betroffene Referat „Ausländische Arbeitnehmer und ihre Familien“ ist Tag für Tag damit beschäftigt, sich um die Integration der hier lebenden AusländerInnen zu kümmern und sie zu fördern. Ausgerechnet diese Kollegen als rassistisch zu diffamieren, ist wirklich übel.

Ich würde mich freuen, wenn die taz-LeserInnen die von mir geschilderten Sachverhalte als „Korrektiv“ zu Ihrem Interview ebenfalls lesen könnten.

Mit freundlichen Grüßen,

Christine Baumeister,

Pressereferentin, BAGS