■ Das Portrait
: László Tökés

Bischof László Tökés wirkt nicht wie ein unzähmbarer Rebell. Wenn er aufs Podium tritt, um zu sprechen, ist sein Rücken gekrümmt, sein Gang langsam. Tökés spricht nicht, er predigt auch zu weltlichen Anlässen mit salbungsvoller Stimme. Nur seine Augen verraten, daß er nicht der demütige Hirte ist. Sein Blick drückt etwas aus wie Unversöhnlichkeit.

Will die Securitate ihn liquidieren? Foto: epd

Die Rumänen nennen ihn einen Fanatiker. Unter den Ungarn in Rumänien sagen ihm seine Freunde ironisch nach, er sei ein „Diktator“. Für seine „Gemeinde“, die ungarische Minderheit im Land, ist er die umstritten- unbestrittene Integrationsfigur. Seine Person war der Auslöser des rumänischen Volksaufstandes im Dezember 1989. Er selbst wandelte sich wenige Wochen nach dem Sturz des Diktators Ceaușescu zu einem der radikalsten Kritiker des Regimes von Staatschef Iliescu.

Der 42jährige Tökés stammt aus einer ungarisch- reformierten Pfarrersfamilie. Als Pfarrer predigte er gegen die minderheitenfeindliche Politik Ceaușescus und griff seine servilen Kirchenoberen an, die ihn strafversetzten. Monatelang terrorisierte ihn 1989 die Geheimpolizei Securitate und versuchte ihn zu ermorden. Aus Protest gegen eine weitere Strafversetzung demonstrierten am 15. Dezember mehrere hundert Menschen, am nächsten Tag waren es Tausende. Die Proteste weiteten sich auf das ganze Land aus. Am 22. Dezember stürzte Ceauseșcu.

Bischof Tökés rief auch in den folgenden fünf Jahren regelmäßig Aufruhr hervor. So sprach er im März 1993 von „ethnischen Säuberungen“, welche Iliescus Regime gegenüber den Ungarn betreibe und löste damit unter rumänischen Politikern wochenlange Entrüstungsstürme aus. Er ist kein Versöhner. Mag es im Grunde nicht falsch sein, was er meint, so wählt er Worte, die einem Dialog keinen Raum mehr lassen. Kritik an seinen Äußerungen duldet er auch unter Kollegen aus dem „Demokratischen Verband der Ungarn Rumäniens“, dessen Ehrenvorsitzender er ist, nur schwer.

Daß Rumänien seinen Minderheiten freiwillig und einsichtig mehr Rechte zugestehen wird, daran glaubt Tökés nicht. Der gewendeten Securitate gilt er deshalb als Staatsfeind. Sein Ansehen im Ausland ist groß, seine Stimme hat Gewicht. Soll er deshalb liquidiert werden? Das österreichische Innenministerium warnte ihn in der vergangenen Woche vor einem eventuellen Anschlag des rumänischen Geheimdienstes. Keno Verseck