Bosnien

■ betr.: „Bequemes und Unerträgli ches“ von Daniel Cohn-Bendit, taz vom 7.12.94

[...] Du findest es „unerträglich“, daß UNO-Soldaten als Geiseln gehalten werden – sicher eine belanglose Aussage, denn wer von uns findet das schon erträglich? Deshalb forderst Du, daß die Nato mit einem Angriff auf die Kommandozentrale der bosnischen Serben in Pale drohen soll. Was meinst Du, wie die serbische Armee auf diese Drohung reagiert? Richtig, sie verlegt ihre Geiseln nach Pale. Wie also sollen die von Dir geforderten Tornados „eine solche präzise definierte, humanitäre Intervention“ ausführen? Das hättest Du uns „präzise“ erklären sollen.

Die Militärs, die das Risiko einer Eskalation und die Verluste, mit denen auf beiden Seiten zu rechnen ist, vielleicht doch besser einschätzen können, als Du es vermagst, begründen ausführlich ihre Zurückhaltung, und das, ohne die deutsche Geschichte zu bemühen.

Natürlich sind wir nicht nur deshalb gegen militärisches Eingreifen, weil Militärs davon abraten, sondern weil es einsatzbereite Armeen voraussetzt. Ihr Waffenarsenal, zu dem auch die von Dir geforderten Tornados gehören, muß laufend ergänzt und modernisiert werden. Das erfordert eine innovative, wirtschaftlich gesunde Rüstungsindustrie (Naumann), die, wie wir unlängst erfuhren, nur überlebensfähig ist, wenn sie genügend Waffen exportieren darf. Mit denen wird dann weltweit gemordet, was dann wieder zur Forderung nach militärischem Eingreifen führt... Um diesen mörderischen Kreislauf nachhaltig zu unterbrechen, setzen sich die Bündnisgrünen für eine Entmilitarisierung der Außenpolitik ein. Diesem Fernziel widerspricht eine Aufwertung der Armee durch den von Dir geforderten Einsatz. [...] Im übrigen ruft jede Anwendung von Waffengewalt, unabhängig von ihrer Motivation, bei dem, gegen den sie sich richtet, Haß und das Verlangen nach Vergeltung hervor. Sie legt so den Grundstein für den nächsten Waffengang, der dann wieder Menschenleben kostet, nicht rettet. [...] Kurt Kreß, Frankfurt/Main