Proteste nach Festnahme in Bahrain

■ Schiitischer Geistlicher hatte die Wiedereinführung des Parlaments gefordert

Dubai/Manama/Teheran (AFP) – In dem Öl-Emirat Bahrain hat es nach der Festnahme eines schiitischen Geistlichen blutige Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und schiitischen Demonstranten gegeben. Die Regierung in Manama gestand gestern erstmals ein, daß sich nach der Festnahme von Scheich Ali Salman am 5. Dezember landesweit Unruhen entwickelten. Nach Angaben des Innenministeriums wurde im Verlauf dieser Auseinandersetzungen ein Polizist getötet. Die Demonstranten der schiitischen Mehrheit Bahrains fordern die Freilassung Scheich Salmans.

Nach telefonischen Augenzeugenberichten hielten die Unruhen auch gestern an. In einer Erklärung des Innenministeriums in Manama hieß es dagegen, inzwischen sei die Situation wieder unter Kontrolle. Die Unruhen seien nicht „spontan“ entstanden, sondern vom Ausland aus „gesteuert“ worden.

Scheich Salman war festgenommen worden, nachdem er in einem Schreiben an Staatsoberhaupt Scheich Issa Ibn Salman el Khalifa die Wiedereinführung eines Parlaments gefordert hatte, das dieser 1975 aufgelöst hatte. Scheich Salman war nach zweijährigem Auslandsaufenthalt nach Bahrain zurückgekehrt.

Nach den jüngsten offiziellen Statistiken hat Bahrain 540.000 Einwohner, darunter 200.000 Ausländer. Der Anteil der Schiiten an der einheimischen Bevölkerung wird amtlich mit 35 Prozent angegeben. Unabhängige Beobachter gehen jedoch davon aus, daß der Anteil bei 55 bis 60 Prozent liegt. Die Schiiten werden von der sunnitischen Führung nicht in Polizei und Armee aufgenommen. Da Parteien in Bahrain verboten sind, agieren viele politische Gruppierungen vom Ausland aus. Zu ihnen gehört die proiranische Islamische Front zur Befreiung Bahrains, die regelmäßig die Freilassung politischer Gefangener verlangt. Iran hatte bis zur Unabhängigkeit des ehemaligen britischen Protektorats im Jahr 1971 Anspruch auf das 700 Quadratkilometer große Emirat erhoben. Heute beginnt in Bahrain ein Außenministertreffen des Golfkooperationsrates. Dem Rat gehören Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Bahrain, Oman und Kuwait an.