„Schröder macht blöder“

■ Oldenburg: Protest gegen Uni-Sparpläne

Eigentlich könnte die Oldenburger Studierendenschaft längst im Skiurlaub sein oder nach einem geeigneten Tannenbaum für zu Hause suchen. Die Hochschulleitung hat nämlich kurzerhand die Uni-Weihnachtsferien verlängert, um Heizkosten zu sparen. So will sie einen Teil der 3,5-Mio-Sparauflage erwirtschaften, die der Uni von Ministerpräsident Schröder auferlegt wurde. Im nächsten Jahr werden im Wissenschaftsetat des Landes 118 Mio DM eingespart. Für die Uni Oldenburg bedeutet dies eine Sparrunde von etwa 3 Mio DM und den Abbau von 20 bis 40 Planstellen.

Dagegen gingen gestern etwa 400 Studierende und zahlreiche Lehrende der Carl-von-Ossietzky-Universität auf die Straße: Unter dem Namen „Weihnachtsakademie“ hielten sie aus Protest ihre Kurse unter freiem Himmel ab.

Viele Lehrende äußern sich verärgert über die „konzeptlose Sparwut“: So hat die Landesregierung im November kurzerhand die Mittel der Graduiertenförderung gestrichen, der wissenschaftliche Nachwuchs hängt in der Luft zwischen Doktorarbeit und Gelegenheitsjob. „Studierende und Lehrende müssen endlich gemeinsam handeln“, appellierte die Pädagogin Dr. Astrid Kaiser denn auch an die TeilnehmerInnen der Weihnachtsakademie.

In der Ökonomie passiert das schon: Am größten Oldenburger Fachbereich fallen im nächsten Jahr 15 der insgesamt 35 wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen ersatzlos weg. Für die Studierenden fallen dann 100 Semesterwochenstunden weg – etwa ein Drittel des Lehrangebots. Die WirtschaftswissenschaftlerInnen schließen aus den Äußerungen von Uni-Präsident Daxner und Wissenschaftsministerin Schuchardt, daß ihr Studiengang abgewickelt oder als Fachhochschulstudiengang weitergeführt werden soll. „Eine bloße Ausbildung, verschmalt und verschult, ist nicht unser Interesse“, sind sich die StudentInnen einig.

Der Allgemeine Studierendenausschuß (AStA) sieht schwere Zeiten auf die Universität zukommen: Durch die ab 1.1.1995 beginnende Finanzautonomie werden Einsparungen und Zuwächse nicht mehr aus Hannover zugewiesen, sondern an der Uni aufgeteilt. Der AStA befürchtet „Grabenkämpfe“ zwischen den Fachbereichen um schrumpfenden Töpfe, die zu einer Entsolidarisierung führen könnten.

Doch der personalisierte Bösewicht ist den Liedtexten zu entnehmen, die zu weihnachtlichen Melodien skandiert wurden: „Werden wir noch blöder, danken wir's Herrn Schröder!“

Karsten Gerlof