Schulbehörde wird schlanker

■ Organisationsreform präsentiert / Mehr Verwaltung direkt in den Schulen

Mit Fassung nahmen gestern die 330 MitarbeiterInnen der Schulverwaltung beim Bildungssenator in der Rembertistraße die Ankündigung entgegen, daß sie das Bremer Schulwesen künftig weit weniger vom zentralistischen grünen Tisch aus planen, verwalten und kontrollieren werden als gewohnt. Denn parallel zur gerade in der Bürgerschaft per Gesetz beschlossenen erweiterten Autonomie der gut 170 Bremer Schulen soll rund ein Drittel der zentralen Schulbürokratie umorganisiert werden.

Wegweiser dafür ist ein Konzept der 15köpfigen Arbeitsgruppe „Organisationsreform“, die seit zweieinhalb Jahren mit Beteiligung der Personalvertretungen an der Behörden-Neuordung arbeitet. „Verschlankung der Behörde durch Verlagerung vieler Aufgaben in die Schulen selbst oder in Schulnähe“ und „ganzheitliche Bearbeitung der Anliegen/Probleme der Einzelschule“ werden in dem 12seitigen Konzeptpapier als Hauptvorteile des Organisationsvorschlags genannt.

Neu ist vor allem die Zusammenfassung der Schulen in vier Regionen und die Einrichtung einer ebenfalls regional organisierten „Schulbau- und Betriebseinheit“, genannt „Schulbub“. Alle Schulbauten, die Verwaltung der jährlich rund 40 Millionen Mark Sachmittel und die Personalsachbearbeitung sollen dann entweder direkt in den Schulen selber oder aber in den vier Schulregionen organisiert werden. Dem Wasserkopf im Bildungsressort wird Luft abgelassen, und die zentralen MitarbeiterInnen ordnen nichts mehr an, sondern beteiligen sich als BeraterInnen vor Ort an den Entscheidungen.

Von heute auf morgen wird das alles aber nicht passieren. „Noch 1995“ hofft der Sprecher des Bildungsressorts, Jürgen Holtermann, auf erste konkrete Arbeitsplatzveränderungen. Bis zur Umsetzung des gesamten Konzeptes würden aber sicherlich „zwei bis drei Jahre“ ins Land gehen. Dabei handelt es sich bei dem, was den Behörden-MitarbeiterInnen gestern vorgestellt wurde, bereits um ein stark abgespecktes „Kompromißpapier“, wie der Personalrat betont.

Die Ergebnisse der internen Diskussion, die gestern mit der Vorstellung des Konzepts begonnen hat, sollen in die Entscheidung eingehen, die Bildungssenator Scherf bis Ende Februar über die künftige Organisation seiner Behörde fällen will. Vorher werden noch die Gewerkschaften ÖTV und GEW gehört, hinterher muß der Senat entscheiden.

„Hoffentlich fällt der Beginn der Umorganisation dann nicht genau in die Phase der Lehrerzuweisungen für das nächste Schuljahr“, hofft Erika Bosecker, Vorsitzende des Personalrats Schulen. Schließlich hatten Senator Scherf und sein Stellvertreter Hoffmann nach dem Chaos beim diesjährigen Schuljahresbeginn versprochen, ihre Planung künftig viel durchschaubarer und vor allem früher vorzulegen – keine leichte Aufgabe bei einem noch immer unveränderten Behördenapparat.

Trotz gefaßter Stimmung waren bei der Konzeptvorstellung in der Behörde gestern noch weit mehr Bedenken als Hoffungen zu hören. Eine Frage beschäftigte dabei die SchulverwalterInnen ganz besonders, wenn sie sich vorstellten, ihre Arbeit künftig nicht mehr in der Rembertistraße, sondern direkt vor Ort in den Schulen zu tun. „Ist dann etwa ein Pädagoge mein Vorgesetzter?“ fürchtete sich eine von ihnen.

Ase