Kommentar – vgl. S.22
: Mehr als nichts

■ Scherfs Versuch, Behörde umzusteuern

Haben Sie mal versucht, einen Erdöl-Tanker mit dem kleinen Finger auf neuen Kurs zu bringen? Wie, das würden Sie gar nicht erst versuchen? Dann sind Sie als Bremer Bildungssenator völlig ungeeignet.

Henning Scherf dagegen macht seit zwanzig Jahren nichts anderes, als mit seinem kleinen Finger an dicken Pötten zu drücken. Kurz nachdem er 1979 Sozialsenator wurde, hat er den Versuch begonnen, den abgeschabten Fluren der Sozialämter neues Leben einzuhauchen. Viel frische Luft hat das nicht gebracht; auch 15 Jahre nach dem Beginn der „Neuorganisation der Sozialen Dienste“ (NOSD) ist aus Bremens Sozialämtern noch lange kein menschenfreundlicher Anlaufpunkt für Arme und Hilfsbedürftige geworden. Aber daß sich nichts geändert hätte, läßt sich nicht sagen.

Auch Scherfs neuer Versuch, den Wasserkopf der Schulbürokratie zu dezentralisieren, wird keine Bildungs-Revolution auslösen. Veränderung war eben schon immer das Gegenteil von Verwaltung.

Und doch gibt selbst der Erdöl-Tanker milimeterweise nach, wenn der kleine Finger nur lange genug drückt. Nach 15 Jahren wird der ausdauernde Kraftakt des Bildungssenators auch hier etwas hinterlassen haben. Das ist bestimmt keine Motivation für leicht Frustrierte. Aber eben doch ein bißchen mehr als nichts.

Dirk Asendorpf