Dinner for one

■ Elbfische bleiben ungenießbar

Ein Fluß gibt Rätsel auf. Mit schöner Regelmäßigkeit meldet sich alle paar Monate ein Umweltministerium oder ein Öko-Verband zu Wort, um Definitives zum Thema Wasserqualität der Elbe zu berichten. Kaum ist der Patient für fast gesund erklärt, da wird er schon wieder krank geschrieben. So geschehen auch gestern von der Arbeitsgemeinschaft für die Reinhaltung der Elbe (ARGE). Der Strom, so scheint es, besteht aus ökologischen Wechselbädern.

Anfang Oktober hatte der hauptberufliche Umweltoptimist Fritz Vahrenholt noch frohlockt, die Elbe könnte aufatmen. Keine Sauerstofflöcher mehr, lebenslustige Fische ohne ekelhafte Krebsgeschwüre, weniger Schwermetalle und andere Gifte – vom Lebensraum Fluß war die Rede. Nur mit Mühe konnte es sich Hamburgs Umweltsenator verkneifen, den Industriestrom zum Badegewässer zu (v)erklären. Hamburgs JournalistInnen drohte er an, mit ihnen im kommenden Frühjahr frischen Elbfisch zu essen.

Die aber werden wohl nun nicht mit Fischers Fritze dinieren wollen. Denn Edda Müller, Vahrenholts Amtskollegin in Kiel und Vorsitzende der ARGE, fuhr dem Hamburger Umweltsenator gestern mächtig in die Parade. Obwohl die Belastung der Elbe mit Schwermetallen zurückgegangen ist und sich auch die Sauerstoffsituation verbessert hat, gebe es keine Entwarnung für den Fluß.

Denn die Belastung mit chlorierten Kohlenwasserstoffen habe sich überhaupt nicht vermindert. Außerdem sind Quecksilber aus Tschechien und Pflanzenschutzmittel, die in der ehemaligen DDR in großen Mengen in der Landwirtschaft verwendet wurden, weitere Quellen für die Schadstoffbelastung.

Insgesamt seien die verschiedenen Schadstoffkonzentrationen immer noch höher als im Rhein. Heinrich Reincke, Leiter der Wassergütestelle Elbe, tat darüber hinaus kund, die neueste Aalfang-Stichprobe bei Lauenburg habe achtmal soviel Hexachlorbenzol enthalten wie eine vergleichbare Probe vor knapp zehn Jahren. Deshalb könne das Vermarktungsverbot für Elb-Fische in Schleswig-Holstein nicht aufgehoben werden. Fischers Fritzes Fischmenü - es dürfte ein dinner for one werden.

Marco Carini