Spekulieren verboten, zurück auf Los

■ Kinderhaus Sternipark darf LaMa-Häuser nicht kaufen / Bezirk Mitte ist gegen das Geschäft: Eigentümer Rabels will zuviel Geld Von Sannah Koch

Zurück auf Los, kassiere keine 600.000 Mark: Mit dieser Spielregel muß sich der Hamburger Spekulant Nikolai Rabels derzeit abfinden. Der Eigentümer der LaMa-Häuser (Laeiszstraße/Markstraße) im Karolinenviertel ist mit dem Plan, seine verrottete Immobilie gewinnbringend an das Kinderhaus Sternipark zu verkaufen, auf die Nase gefallen. Das Bezirksamt Mitte blockierte das „Spekulationsgeschäft“ und verhängte jetzt erneut ein Baugebot, das ihn zum Handeln zwingen soll.

Als „Schildastreich des Bezirks“ bezeichnete das Kinderhaus gestern das im November verhängte Verkaufs-Veto des Amtes. „Eine sozial unsensible Provinzposse, die ausschließlich der Eitelkeit einiger Bezirkspolitiker dient“, wettert Sternipark-Geschäftsführer Jürgen Moysich sogar. Der Verein wolle trotzdem an seinen Plänen festhalten, dort einen Kindergarten und 300 Quadratmeter Wohnraum zu schaffen.

Als „absoluten Unsinn“, wies Bezirksbaudezernent Peter Gero die Unterstellung des Kinderhaues zurück. Das Amt begrüße vielmehr die Pläne des Vereins. Allerdings lasse das Hamburgische Baugesetzt den mit Rabels ausgehandelten Verkauf schlicht nicht zu. Der Kaufpreis macht's unmöglich: Im Sanierungsgebiet Karoviertel sind laut Gesetz Spekulationsgeschäfte zu unterbinden. Immobilien dürfen danach nur zu dem Preis veräußert werden, den ein Gutachterausschuß der Stadt festlegt. Doch Rabels verlangt fast das Doppelte: Gekauft hatte er das Grundstück samt Häusern ehemals für weniger als 200.000 Mark, heute schätzen die Gutachter den Wert auf 330.000 Mark, im Kaufvertrag stehen jedoch fast satte 600.000 Mark.

Reichlicher Lohn für fast fünf Jahre leerstehen lassen. Seit Mai 1990 sind die Gebäude unvermietet: Zwei Hausbesetzungen mit wasserwerferbegleiteter Räumung hatten der schlechten Bausubstanz in jenem Jahr den Rest gegeben. Doch den Eigentümer schien das nicht zu scheren. Zwar sprach er '92 von Wohnungsneubau, einen Bauantrag reichte er aber niemals ein.

Das Bezirksamt Mitte erwachte trotzdem erst im Februar 1994 aus seiner jahrelangen Lethargie: Dann endlich verfügte es ein Baugebot, das die Fertigstellung eines Wohngebäudes innerhalb von zwei Jahren vorschreibt. Doch Rabels legte Widerspruch ein und trumpfte im Juni plötzlich mit dem Kaufinteressenten Sternipark auf.

Nun wird er sich aber wieder etwas Neues einfallen lassen müssen. Am 8. Dezember wies das Bezirksamt nämlich Rabels Widerspruch gegen das Baugebot zurück. Danach müßte er nun innerhalb von vier Wochen einen Abbruch- und Bauantrag erwirken und den Abriß in einem halben Jahr bewerkstelligt haben. Bei einem Verstoß gegen das Gebot kann die Stadt sogar ein Enteignungsverfahren einleiten. Allerdings hat die Sache einen Haken: Rabels kann vorher den Weg durch zahlreiche Instanzen gehen. Und das würde dauern.

Ihm diesen Ausweg zu versperren, darauf hat das Bezirksamt wieder einmal verzichtet. Es verhängte keine Anordnung auf sofortige Vollziehbarkeit des Baugebots.