Sanssouci
: Vorschlag

■ Gemälde von Ulla Hahn in der Galerie Vinzenz Sala

Ein Glas Wasser, Papiertaschentücher, ein Wecker, Bettlektüre auf dem Nachttisch – Das Inventar von Ulla Hahns Bildern ist denkbar unspektakulär. Dafür sind die Gemälde um so poetischer. Farben leuchten, wie verzaubert schweben Gegenstände durch den Raum. Ganz nebenbei inszeniert Hahn ein kleines malerisches Drama. Als Vorlagen für die zwanzig postkartengroßen Gemälde, die jetzt für kurze Zeit in der Galerie Vinzenz Sala zu sehen sind, dienen Ulla Hahn Fotos: alltägliche Motive, scheinbar unbedeutende Stilleben aus der eigenen Wohnung.

Die Fotos hat Hahn mit feinem Pinsel übermalt, hat danach die Farbe trocknen lassen, sie dann wieder abgekratzt und neue Farbe aufgetragen. Bis schließlich die Oberfläche dieser Bilder in eine Kraterlandschaft verwandelt war, die Perspektive schwand, die Dinge ihren Halt verloren, fast comic-haft einfach wurden. Gegenstände sind plötzlich nur noch als Umrisse, Formen nur noch als Flächen erkennbar. Gleichzeitig ist der fotografische Blick, der diesen Arbeiten zugrunde liegt, allgegenwärtig. Die Gemälde wirken ausschnitthaft, die einzelnen Details bestehen oft bloß aus Fragmenten. Daß ihnen Aufmerksamkeit gewidmet wurde, scheint Zufall gewesen zu sein. Oder schieres Glück.

Das gilt auch für Hahns Portraits, den zweiten Werkkomplex, der ausgestellt ist. Es sind Bilder von Freunden und Bekannten der Künstlerin, manche davon tauchen mehrfach auf, meist sind sie in Gespräche vertieft. Als würde man sie durch den Sucher einer Kamera betrachten, schieben sich die Figuren ins Bild, aus dem Bild heraus, je nach Lesart. Doch auch hier wird die scheinbare Harmonie gebrochen durch abstrakte, im Unbestimmten gehaltene Passagen. Schwer zu sagen, woran es letztlich liegt, aber die Stimmung, die von diesen zurückhaltenden, kleinformatigen Kabinettstückchen ausgeht, hat etwas unwiderstehlich Fröhliches. Und im selben Moment merkt man, wie empfindlich Hahns Bilder sind. Ulrich Clewing

Die Ausstellung ist noch bis 14.1. zu sehen, Do/Fr 17.30-20 Uhr, Sa 11-14 Uhr, Galerie Vinzenz Sala, Brunnenstraße 44, Mitte, am 24.12. und 31.12. bleibt die Galerie geschlossen.