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■ Mit deutschen Einkommen auf du und duPendlergesellschaft

Berlin (dpa) – Die Armut in Deutschland wächst, und wer noch Arbeit hat, muß lange Wege in Kauf nehmen. Nach einer gestern veröffentlichten Studie standen in den alten Bundesländern im vergangenen Jahr 11,3 Prozent der privaten Haushalte nur 50 Prozent der Durchschnittseinkommens zur Verfügung. In Ostdeutschland ist die ungleiche Verteilung des Einkommens noch weniger ausgeprägt, aber die Klassengesellschaft wird auch dort immer deutlicher sichtbar. Gemessen am ostdeutschen Durchschnitt, gehörten 1993 noch 6,1 Prozent der Privathaushalte zur Gruppe der Armen, 1994 sind es schon 8,9 Prozent.

Ganz unten liegt der Westen vor dem Osten. 4,4 Prozent der Haushalte hatten in den alten Bundesländern 1992 nur 40 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung. Der Anteil dieser Personen, die als „streng arm“ bezeichnet werden, ist 1993 laut DIW auf 5,2 Prozent gestiegen. In Ostdeutschland lebten 1993 laut DIW 2,9 Prozent an der 40-Prozent-Schwelle. Im laufenden Jahr hat sich dieser Anteil auf 3,3 Prozent erhöht. Der Einkommensabstand zwischen Ost und West beträgt 1994 nominal „noch reichlich 25 Prozent“, sagen die DIW-Statistiker. An der tatsächlichen Kaufkraft gemessen, erreichten die Durchschnittseinkommen Ost schon über 80 Prozent des Westniveaus. Ein großer Teil der ostdeutschen Erwerbstätigen gleicht den Unterschied durch Pendeln aus. Der Grad der räumlichen Mobilität der ostdeutschen Beschäftigten sei deutlich gestiegen und jetzt „praktisch schon so hoch wie bei den Arbeitnehmern Westdeutschlands, von denen im Frühjahr 1993 insgesamt 42 Prozent Pendler waren“, heißt es in einer weiteren Analyse des Berliner Instituts.

Etwa fünf Prozent der ostdeutschen Pendler fahren in die alten Länder. Nur etwa ein Prozent der Westdeutschen dagegen haben Jobs in den neuen Ländern gefunden. In den alten Ländern sind Wohnung und Arbeit 21 Kilometer auseinander, zur Arbeitsstätte in den neuen Ländern müssen durchschnittlich 25 Kilometer zurückgelegt werden. Etwa 75 Prozent aller Pendler gen Westen benötigten für ihren täglichen Arbeitsweg 52 Minuten, doppelt so lange wie die Pendler innerhalb Ostdeutschlands, schreibt das DIW. Der finanzielle Anreiz für eine Arbeitsaufnahme in den alten Ländern sei aber geringer geworden. „Lag der finanzielle Gewinn der Pendler von Ost nach West im Frühjahr 1991 noch bei fast einer Verdoppelung des Erwerbseinkommens, so beträgt dieser Lohnabstand im Durchschnitt lediglich noch reichlich 20 Prozent.“

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