Beschluß eines überflüssigen Einsatzes

■ Vertrauliche Nato-Unterlagen belegen: Deutsche Tornados in Bosnien nicht erforderlich

Genf/Bonn (taz) – Die Bundeswehr wird im Falle eines UN-Rückzugs aus Bosnien voraussichtlich acht Tornado-Kampfflugzeuge, Aufklärer, zehn Transportmaschinen vom Typ Transall, Minensucher und Schnellboote zur Verfügung stellen. Auf kroatischem Boden soll ein Feldlazarett errichtet werden. Dies bestätigte gestern der CDU-Wehrexperte Paul Breuer zu Beginn der Sitzung des Verteidigungsausschusses des Bundestages. Der Vorsitzende des Ausschusses, Klaus Rose (CSU), rechnet mit der Zustimmung des Parlaments zu dem möglichen Tornado- Einsatz.

Allerdings bestehen mittlerweile Zweifel an seiner Notwendigkeit. Denn entgegen der bisherigen Darstellung der Bundesregierung sind Nato und Unprofor für den Schutz ihrer Flugzeuge vor bodengestützten Raketen der bosnischen Serben nicht unbedingt auf den Einsatz deutscher „ECR-Tornados“ angewiesen. Bereits bei den Luftangriffen der Nato Ende November auf den serbisch-kroatischen Flughafen Udbina sowie auf drei Raketenstellungen der Serben in Bosnien und Kroatien erfüllten mit Systemen zur elektronischen Kriegsführung ausgerüstete US-Kampfflugzeuge des Typs EF-111 gemeinsam mit Kampfbombern der Amerikaner, Briten, Franzosen und Niederländer erfolgreich dieselbe Aufgabe, für die der „ECR-Tornado“ möglicherweise eingesetzt werden soll. Das geht aus den vertraulichen Nato- Unterlagen über diese Angriffsoperationen hervor, die der taz vorliegen.

Bei dem Angriff von 39 Kampfflugzeugen der vier Nato-Staaten auf den Flughafen Udbina am 21. November setzten zunächst die EF-111-Kampfflugzeuge mit ihren elektronischen Radarstörsystemen, die von den USA auch im Golfkrieg gegen Irak eingesetzt wurden, erfolgreich die Radarsysteme der beim Flughafen stationierten serbischen SA-6-Raketenanlage außer Gefecht. Danach zerstörten die Kampfbomber zunächst mit lasergelenkten Präzisionsraketen die serbischen Raketenanlagen, bevor die Start-und-Lande- Bahn bombardiert wurde. Andreas Zumach Seite 2, 5 und 10