„Mehr als Kohle ranschaffen“

■ Das achte Bremer „Beat Apartheid“-Benefizfestival: Über 120 Musiker stehen auf der Bühne/ Am Montag im „Modernes“

„Man kann sich natürlich einen imaginären Videorecorder vorstellen, der da jetzt irgendwo in Südafrika rumsteht und zweimal die Woche benutzt wird.“ Die handfesten Ergebnisse von privaten Spendenaktionen seien halt immer etwas enttäuschend, findet Jochen Funk. Deshalb geht es seiner Initiative „Beat Apartheid“ auch „um mehr, als nur Kohle ranzuschaffen“: „Menschliche Kontakte aufbauen, Bewußtsein entwickeln für eine Verantwortlichkeit“ – es klingt immer noch ziemlich idealistisch und zugleich ziemlich mühsam, was die Initiative da versucht. Und es funktioniert halt doch immer wieder: In einer Zeit, in der Hilfe für Südafrika bei vielen längst nicht mehr oben auf der Tagesordnung steht, kommen über 120 Bremer Musikerinnen und Musiker zusammen, um auch dieses Jahr das Benefiz-Festival im „Modernes“ auf die Beine zu stellen.

Jazzer und Popper kommen da zusammen, Profis und beherzte Amateure. In diesem Jahr rücken zwei frische HipHop-Gruppen nach für die Altgedienten. Nicht nur, um zu spielen: Wer sich für „Beat Apartheid“ engagiert, der muß Plakate kleben, Tickets abreißen, Strippen ziehen, Kasse mache – alles, um ganze zehn Minuten auf der großen Bühne zu stehen; länger darf hier keiner spielen.

Das hat Methode: Anders als viele andere Benefiz-Veranstaltungen soll diese hier „niemandem als Profilierungsmittel dienen“, sagt Funk. Kein Veranstalter, kein Moderator, keine Band soll im Rampenlicht stehen, sondern die Sache: „Beat Apartheid“. Rund 47.000 Mark hat die Initiative auf diese Weise über die Jahre zusammengetrommelt. Das Bremer Geld aber auch sinnvoll in Südafrika unterzubringen – das war und ist die schwierigste Aktion des ganzen Unternehmens.

Bis die Bremer tatsächlich das gewünschte Feedback bekamen, dauerte es so ein paar Jahre. Erst wandte man sich, den Bergarbeiterstreik von 1987 im Hinterkopf, an die Gewerkschaft: „Von denen haben wir nie wieder was gehört“, sagt Funk. Dann ergab sich über die Hilfsorganisation „Medico“ eine Verbindung zu einem in Gründung befindlichen „Arts Centre“ in Clermont/KwaDabeka, nahe der Stadt Durban. Aber auch „für die war gar nicht klar, was wir eigentlich wollten“, nämlich Infomaterial über den Zweck des Kulturzentrums: „Die wissen ja ganz genau, was sie machen und warum“ – das noch näher zu begründen, schien den Südafrikanern zunächst wohl ein befremdlicher Gedanke.

Gleichviel: Inzwischen wissen auch die Bremer, was sich tut in Clermont. Politische Bildung und Pflege der traditionellen Kulturen steht im Mittelpunkt der Arbeit. Theater- und Tanzworkshops stehen gleichberechtigt neben Informationsveransaltungen und Vorbereitungen auf die Wahlen. Der finanzielle Beitrag der Bremer ist in diesem Rahmen freilich eine verschwindende Größe. Dennoch glauben die Bremer, daß sie mit ihrer Unterstützung von außen die Wichtigkeit dieser Kultureinrichtung unterstrichen haben. Vielleicht, so hofft Funk, ein Schritt in Richtung auf eine beständige staatliche Förderung.

Aber auch live soll das Bremer Publikum den Erfolg von „Beat Apartheid“ mitbekommen. In zwei Jahren wird die Initiative zehn Jahre alt; bis dahin wollen die Bremer versuchen, „einen direkten Austausch“ zwischen deutschen und südafrikanischen Musikern zu organisieren.

tom

„Beat Apartheid“, am Montag, 26.12. (1. Weihnachtsfeiertag) um 19 Uhr im „Modernes“ (Neustadtswall 28); eine Live-Videomitschnitt des Konzerts ist in Form von zwei Videokassetten für 35 Mark zu erhalten und trägt zu den Spenden bei, zu beziehen über „Team-Art“ (0421) 53 49 52