Jedem sein Auto und Häuschen

■ Töpfer will „VW-Käfer“ im Hausbau für Durchschnittsverdiener

Berlin (taz) – Die Geräuschisolation ist nicht die beste, die Haltbarkeit nicht die längste. Einen Keller gibt es nicht, und die Leitungen liegen über Putz. Aber dafür könnten sich junge Familien solche Fertighäuser leisten. Meint Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU). Nach seiner Ansicht muß hierzulande einfacher und billiger gebaut werden.

„Wir brauchen so etwas wie einen VW-Käfer unter den Häusern: zweckmäßig, einfach und preiswert“, sagte der CDU-Politiker zu Bild. „Es muß auch möglich sein, ein Haus für weniger als 200.000 Mark zu bauen, indem man zum Beispiel auf den Keller verzichtet und insgesamt einfacher baut.“

Damit führt Töpfer nur das fort, was FDP-Vorgängerin Irmgard Schwaetzer schon unter dem Stichwort „Swatch-Haus“ propagiert hatte – das Fertighaus für jeden. Die Methode: die Häuser werden im Baukastensystem zusammengesetzt, es werden immer mehrere Einheiten gleichzeitig gebaut. Schwaetzer hatte schon vorgeschlagen, das Baugesetzbuch zu überarbeiten, in Verhandlungen mit dem DIN-Ausschuß Normen und Standards zu senken. Eine Änderung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure solle die Planungskosten verringern.

Zum Vergleich verweist das Bauministerium gerne auf Beispiele aus den Niederlanden. Dort kostet der Bau eines Eigenheims weniger als 200.000 Mark, in Deutschland fast das doppelte. Die Crux an der Rechnung: hinzu kommen immer noch die hohen Grundstückskosten, die fast ein Viertel des Gesamtpreises ausmachen und sich nicht ohne weiteres senken lassen. Auch ein billigeres Reihenhaus würde daher immer noch mehr als 300.000 Mark kosten – ein bißchen mehr als ein VW-Käfer.

Bis zum Jahr 2005 müßte mindestens jeder zweite Haushalt in den eigenen vier Wänden wohnen, wünscht sich Töpfer. Das kostet, und zwar die jungen Familien. Westdeutsche Bauherren geben im Schnitt monatlich 2.300 Mark zur Finanzierung ihrer Immobilie aus, laut einer Umfrage des Verbandes Deutscher Hypothekenbanken (1992). Die Rückzahlungen fressen im Schnitt 40 Prozent ihres Nettofamilieneinkommens (ohne steuerliche Abschreibungen), während Mieterhaushalte nur etwa ein Viertel ihres Einkommens für die Wohnung hinblättern. BD