1.000 Tage Belagerung von Sarajevo

Stichtag ist der 29. Februar 1992. An diesem Tag findet die Abstimmung über die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas statt. Fast alle Stimmen sprechen sich für die Eigenstaatlichkeit aus. Doch die Serben, ungefähr ein Drittel der Bevölkerung, bleiben der Wahl zum größten Teil fern. Noch bevor die Stimmen ausgezählt sind, errichten Serben in Sarajevo Barrikaden und fordern die Aussetzung aller Schritte hin zur Unabhängigkeit. Friedensdemonstrationen in Sarajevo und Belgrad können den Krieg nicht aufhalten.

Seitdem dauert die Belagerung Sarajevos an: 1.000 Tage. Und die Stadt ist Inbegriff einer demokratischen, multikulturellen Gesellschaft, die von einer Übermacht drangsaliert und von der internationalen Zuschauerschaft alleingelassen wird. Sarajevo befindet sich im dritten Hungerwinter. Zwanzig Kilo haben die, die sich entschlossen haben, in der Stadt zu bleiben, seit dem ersten Tag der Belagerung im Durchschnitt abgenommen.

Erich Rathfelder resümiert, wie sich die Stadt in 1.000 Tagen verändert hat, warum die Religion eine größere Rolle spielt als früher und wie sich das Geschlechterverhältnis gewandelt hat. Tagesthema Seite 3

Foto: Peter Kullmann