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Mehr Unfälle, weniger Verkehrstote

■ Statistik 1994 nur auf ersten Blick positiv / Mehr „schwache“ Opfer

Mehr Unfälle, aber weniger Verkehrstote gab es auf Berlins Straßen in diesem Jahr – so lesen sich die Daten des Statistischen Landesamtes auf den ersten Blick. Von Januar bis Oktober 1994 ereigneten sich geringfügig mehr Unfälle als im Vorjahreszeitraum. 145 Verkehrstote wurden 1994 bisher gezählt, 1993 waren es noch 163. Eine Veränderung zum Besseren lasse sich daran jedoch nicht ablesen, so Peter Mross von der Landespolizeiverwaltung Berlin. Gegen eine positive Interpretation spricht, daß die Zahlen – statistisch betrachtet – relativ klein sind und noch vervollständigt werden.

Betrachtet man die Opfergruppen genauer, hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr allerdings eines verändert: der Anteil der „schwächeren“ VerkehrsteilnehmerInnen an den Verkehrstoten steigt. FahrradfahrerInnen und FußgängerInnen machen mit etwa zwei Dritteln den größten Anteil der tödlich Verletzten im Straßenverkehr aus. Die Anzahl der AutofahrerInnen, die im Straßenverkehr starben, ging hingegen von 35 im Jahr 1993 auf 20 in diesem Jahr zurück. Airbag, Antiblockiersysteme und besser gepanzerte Karosserien machen das Autofahren sicherer – für die Insassen.

Gerast wird weiter, wenn es die Verkehrsdichte erlaubt. Der größte Teil aller schweren Verkehrsunfälle ging auch in diesem Jahr auf überhöhte Geschwindigkeit zurück, obwohl die Stadt an allen Ecken und Enden verstopft ist. Wer den Rasern im Weg sei, werde an den Rand gedrängt auf den „Pisten zum Durchschießen“, so Peter Ludewig vom Arbeitskreis Verkehr und Umkehr.

RadfahrerInnen schützen sich immer häufiger mit Helmen, FußgängerInnen bleibt nur erhöhte Vorsicht. Diese beiden Gruppen werden zunehmend von aggressiven AutofahrerInnen bedroht. Daß Aggressionen im Verkehr weiter zunehmen, meint auch Peter Mross von der Berliner Landespolizeiverwaltung. Er spricht von „Unfällen, die keine sind“ – es handele sich dabei um Nötigung. Statistisch erfaßt werden gewalttätige Übergriffe im Straßenverkehr bisher nicht, Interesse hat Mross an der Einführung einer solchen Statistik jedoch schon.

Wie ließe sich die Situation auf den Berliner Straßen verbessern? Mehr gegenseitige Rücksichtnahme fordert die Berliner Polizei. Peter Mross‘ Vorschlag: Anstatt „das gute Benehmen zu vergessen, wenn sie das Haus verlassen“, sollten VerkehrsteilnehmerInnen freundlicher und rücksichtsvoller miteinander umgehen. Karl-Heinz Ludewig hingegen hält wenig von solchen Appellen. Nur eine konsequente Senkung der Geschwindigkeit auf Hauptverkehrsstraßen – mit Tempo 30 als Ziel – könne zu wirklichen Verbesserungen führen. Momentan unterstütze die Berliner Verkehrsverwaltung das Gegenteil: Mit neuen Ampelschaltungen, der „grünen Welle“, z. B. auf der Landsberger Allee oder der Karl-Marx-Allee, werde das Rasen noch unterstützt. Doris Maassen

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