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: Daten-Highway für die Info-Elite

Die West-68er hatten Ormig, die Samisdat-Ostler Kohlepapier und zuletzt westkamera-kompatible Papptransparente, die Khomeini-Iraner den Kasettenrecorder, die Pekinger 89er-Studenten das Faxgerät, die Tschernobyl- Grünen den Photokopierer, die Pariser Medizinstudenten das Minitel, und die Aung-San-Suu-Kyi- Burmesen agitieren per Video. In Babelsberg setzt Peter Krieg nun auf die Microsoft-Makro-Idee „Daten-Highway“.

Krieg ist dort für das „Interaktive“ zuständig für einige dicke Siemens-Rechner, die so kompatibel sind, daß sie Steven-Spielberg-Filmproduktionen zuarbeiten könnten – käme Hollywood denn. Bis dahin wird in Schlöndorffs Traum-Werkstatt noch mit dem Rotstift gerechnet.

Selbst eine Treuhand-Inszenierung namens „Expo“, von der durch Niedersachsen-Schröder aus der Expo-Leitung einst entfernten und nun doch wieder inthronisierten Birgit Breuel gesponsert, spielte nur Miese bisher ein, zu höhnisch hat man sich dabei über Ost-Befindlichkeiten beömmelt: Über eine DDR-Staatsstabskarte flattert ein Spandau- Dollar (5-DM-Schein), vor dem Imbißstand, in Form einer Halberstädter-Würstchen-Dose, stehen lange Schlangen, die entkollektivierte Landwirtschaft wird als „Streichelzoo“ präsentiert. Peter Krieg, der FU-Furrer fürs Filmische, hält sich jedoch nicht mit Kleckern auf: Erst muß die Daten-Highway her, dann wird auch die Kunst wieder gebraucht, meint er. Diesmal hat der TV- Realo den Stoff jedoch zu spät ausgewittert: Das Wort „Daten- Highway“ ist längst durch – und nur noch ein Synonym für „gaga“, das heißt es wird mit einer wischenden Handbewegung vor der Stirn benutzt: „Ja, ja, ich weiß: Daten-Highway“ (Haha!).

Daten-Highway, das bedeutet aber auch so etwas Ähnliches wie das Wort „Peanuts“ bei den Sekretärinnen des Frankfurter Südturms der Deutschen Bank: nämlich „Scheiß drauf!“ Und natürlich hat Daten-Highway auch die Konnotation von „Banking“, wie die Jungmoderatoren der hauptstädtischen Happy-Sender zu sagen pflegen, wenn sie ihr Sparkassenkonto am Automaten um 200 DM überziehen, um sich mit Energy ins „Schneller Wohnen“ zu stürzen. Daten-Highway, das heißt außerdem noch: Volle Zustimmung – wenn der Pächter des „Profi-Döner“ in der Wiener Straße nachts um zwei wieder davon anfängt, daß er schon im nächsten Monat eine Filiale in Wandlitz eröffnen wird, im Monat darauf eine auf Usedom und so weiter. „Daten-Highway“, das versteht er sofort, sieht darin jedoch nichts Negatives. Und recht hat er. Der Daten-Highway ist absolut positiv! Oder, wie unser Brundorfer 12-Hektar-Bauer zu sagen pflegte: „Wü möt konkorrrenzfäig blievn!“ Im Babelsberger „High Tech Center“, ja, das gibts wirklich, spricht man vom „Ecstasy für graumelierte Rheinländer“ – und meint damit den Hohenzollern-Aichinger selbst und sein „Daten-Heiweh für Doofe“: Helau! Helmut Höge