Strohmann für Waggonbauer?

■ Kauft die US-Investment-Gesellschaft Advent die Deutsche Waggonbau für die holländische Begemann-Gruppe? / Begemann gilt als zu finanzschwach

Den Haag (dpa) – Offiziell wird die US-Investment-Gesellschaft Advent als Käufer der Deutschen Waggonbau (DWA) gehandelt. Vielleicht dient sie aber nur als Strohmann, und tatsächlich steckt der niederländische Begemann- Konzern dahinter. Nach Informationen der in Amsterdam erscheinenden Het Financiele Dagblad steht Begemann kurz davor, sein Tochterunternehmen Holec bei Advent International unterzubringen. Im Gegenzug erhält Begemann 38,2 Prozent der Advent- Anteile und damit die wesentliche Kontrolle über die DWA. Die Treuhand und Advent allerdings bestritten gestern einen solchen Deal.

Begemann hatte bereits im Sommer ein Eckwertepapier mit der Treuhand über den Kauf von 74,9 Prozent der DWA, die Kanzler Kohl einmal als „Leuchtturm der ostdeutschen Industrie“ bezeichnet hatte, vereinbart. Aber dann ging es nicht voran: Begemann galt als zu finanzschwach. Schließlich machte die Eisenbahngruppe des Konzerns lediglich einen Umsatz von 270 Millionen Mark, während die DWA 1993 für 1,56 Milliarden Mark Eisenbahnwaggons verkaufte. Als dann der Begemann-Chef Joep van den Nieuwenhuyzen im Oktober wegen Insidergeschäften an der Amsterdamer Börse zu sechs Monaten Knast verurteilt wurde, zog sich die Treuhand offiziell zurück.

Der Geschäftsführer von Begemann wollte dem Financiele Dagblad gegenüber die Vereinbarung mit Advent weder bestätigen noch dementieren. Schon heute arbeitet die DWA mit der belgischen Begemann-Tochter Holec zusammen: Holec liefert der DWA Elektronik für Berliner S-Bahn-Waggons.

Sinn würde der Handel jedenfalls machen. Denn Begemann fehlt das Kapital, um die DWA zu sanieren. Ein dreistelliger Millionenbetrag sei dafür nötig, hatte Treuhandvize Hero Brahms noch vor kurzem veranschlagt. Die Advent International hingegen hat keine Erfahrung mit der Branche. Die Firma, die überwiegend dem eigenen Management gehört, verwaltet weltweit 200 Investments im Wert von über 1,5 Milliarden Mark. Normalerweise saniert Advent nach dem Kauf einen Betrieb und bringt ihn, sobald er wettbewerbsfähig ist, an die Börse oder verkauft ihn als Ganzes.

Weil in der Treuhand-Vereinbarung mit Advent nicht alle DWA-Standorte erwähnt sind, protestierten in den letzten Wochen sowohl Belegschaft als auch die Regierungen von Sachsen und Sachsen-Anhalt gegen Advent. Das Unternehmenskonzept bleibt jedenfalls auch zum Abschied der Treuhand nebulös. aje