Weiß Schmidbauer mehr im Fall Barschel?

■ Neues BND-Dossier für die Justiz

Hamburg (dpa) – Vor einem Treffen der Geheimdienste und des Generalbundesanwalts mit Lübecker Behörden im „Fall Barschel“ nächste Woche sind der Justiz weitere Erkenntnisse des Bundesnachrichtendienstes (BND) zugegangen. In dem Geheimdossier würden Informationen genannt, die auf angebliche Verbindungen des früheren Kieler Ministerpräsidenten zu Waffenhändlern in der DDR hindeuten, meldet der Spiegel. Der erste BND-Bericht hatte Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Lübeck ausgelöst.

Mit schweren Vorwürfen an die Adresse der Bundesbehörden reagierte inzwischen Schleswig-Holsteins Justizminister Klaus Klingner (SPD). Die mit der Barschel- Affäre befaßten Stellen kämen „erst jetzt mit Erkenntnissen“, die sie der Lübecker Staatsanwaltschaft lange vorenthalten hätten, sagte er der Mittelrheinischen Morgenpost. Der Minister appellierte an „alle, die was wissen“, die Staatsanwaltschaft zu informieren. Klingner schloß darin „hochrangige Bonner Politiker“ ein und nannte den Staatsminister im Kanzleramt, Bernd Schmidbauer (CDU). „Ich vermute, da muß noch was sein. Ich bin mir nicht sicher, ob die Bundesbehörden wirklich alles auf den Tisch gelegt haben.“ Er halte im Fall Barschel „alles für möglich“: von Selbstmord über Sterbehilfe „bis hin zu einem Verbrechen“. Der Ex-Stasi- Offizier und Ex-Adjutant von Spionagechef Wolf, Peter Feuchtenberger, wies Berichte zurück, er sei im Oktober 1987 mit Barschel in Genf zusammengetroffen. Er sei vor zwei Jahren das erste Mal mit dem Verdacht konfrontiert worden, er sei jener „Roloff“, mit dem sich Barschel kurz vor seinem Tod getroffen habe. Bislang sei er nicht vernommen worden. Die Staatsanwaltschaft Lübeck will in der nächsten Woche zur Aufklärung des mysteriösen Todes von Barschel einen „Runden Tisch“ bilden. Der leitende Lübecker Oberstaatsanwalt folgt damit nach eigenen Angaben „einer Anregung aus dem Bundeskanzleramt“.