Wahlfälschung jetzt auch bei Telefonen

■ Firmentelefone leicht anzuzapfen

Bonn (AP) – Die Telekom AG hat eingeräumt, daß für geschickte Computer-Hacker leicht möglich ist, zwecks kostenloser Benutzung bestimmte Firmentelefonanlagen anzuzapfen. Es handele sich dabei allerdings um Nebenstellenanlagen bestimmter ausländischer Hersteller, die „nicht unter der Obhut der Telekom“ stünden. Ein Sprecher bestätigte damit gestern entsprechende Presseberichte. Ob tatsächlich Firmen geschädigt wurden und, falls ja, in welcher Höhe, konnte der Sprecher aber nicht sagen. Der wunde Punkt dieser Anlagen sei eine in Deutschland nicht zugelassene Rufumleitung. Damit wird privilegierten Firmenmitarbeitern kostenloses Telefonieren ermöglicht.

Sie wählen sich über eine gebührenfreie Service-Nummer, die mit der Vorwahl 0130 beginnt, in die Telefonanlage ihres Unternehmens ein. Wenn die Mitarbeiter dann einen bestimmten Code wählen, wird ihnen eine Amtsleitung aufgeschaltet, über die sie auf Kosten der Firma Gespräche in alle Welt führen können. Laut Presseberichten sind mehrere Firmen durch massenhafte Telefonate zu teuren Sex-Telefonen im Ausland oder zu den deutschen 0190-Ansagediensten um Beträge von mehreren hunderttausend Mark geschädigt worden. Hacker hätten die geheimen Codes der Firmentelefonanlagen geknackt und so derartige Gespräche zu Lasten der Unternehmen geschaltet. Nach wie vor ungeklärt scheint nach den Aussagen des Telekom-Sprechers, ob auch Privatkunden durch Sex- Telefonate unbekannter Dritter geschädigt wurden. Zuletzt hatte der Chaos Computer Club berichtet, daß es durch automatische Wählgeräte (Dialer), möglich sei, zu Lasten nichtsahnender Privatkunden solche Gespräche in großer Zahl zu führen.

Die Telekom räumt freilich ein, daß ihr Netz relativ leicht angezapft werden kann. Ein Ausweg könne der „intelligente Telefonanschluß“ sein, der Manipulationen erkenne und den man bald zur Erprobung einführen wolle.